4.3.1. Buntmarmor und Kalkstein

Die Vorkommen der rund 20 in Vichten verarbeiteten Marmorsorten verteilten sich über Europa: Ardennen (Belgien), Hunsrück und Odenwald (Deutschland), Vogesen, Alpen und Pyrenäen (Frankreich) und den Mittelmeerraum. Der grün „gestreifte“ Marmor, bekannt als „Cipollino“ - Verwendung in der Bekleidung der Musen und Homers - stammt aus Euböa, nach Kreta die zweitgrößte griechische Insel. Der Anteil an Sedimentgestein unter den Buntmarmoren, also Kalkstein, überwiegt. Eine allein von der Logistik und Lagerung her anspruchsvolle Aufgabe für die Mosaikwerkstatt, um den Marmorhunger der reichen Villenbesitzer zu befriedigen. Augenscheinlich wurde das Steinmaterial anhand der einschlägigen Literatur und von Vergleichsproben vorläufig eingegrenzt. Eine wissenschaftliche petrografische Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Im einzeln seien die Buntmarmore noch einmal genauer bezeichnet (siehe Abb. 33):

  • Schwarzgrauer Kohlenkalk mit fossilen Einschlüssen „Noir de Namur“ (Saint-Servais und Bouge/Namur)
  • Schwarzblauer Kohlenkalk mit kleinen fossilen Einschlüssen (La-Roche-en-Ardenne/Ourthetal)
  • Schwarzgrauer Sandstein „Condroz-Sandstein“ (La-Roche-en-Ardenne/Ourthetal)
  • Schwarzer Kalkstein mit kleinen fossilen Einschlüssen, „Petit Granit“ (Theux)
  • Schwarzer Kalkstein mit kleinen fossilen Einschlüssen, „Petit Granit“ (Bocq-, Molignéetal)
  • Schwarzer Kalkstein, weiß geädert, „Brèche du Nord“ (Waulsort-Yvois)
  • Belgisch Rot, „Rouge Royal“ (Rance und Umgebung Philippeville/Hennegau)
  • Rotweißer Korallenkalk (Rance/Hennegau)
  • Grau-beiger Kalkstein, „Gris des Ardennes“ (Dinant/Vodelée)
  • Dunkelgrüner Diabas (Hinzenburg/Pluwig bei Trier)
  • Hellgrauer Marmor, „Auerbach Marmor“ (Odenwald)
  • Rotweißer Marmor (Lahn)
  • Gelber Kalkstein (Umgebung Grand/Vogesen)
  • Schwarzer Muschelkalk (Umgebung Grand/Vogesen)
  • Weiß-beiger Kalkstein (Pariser Becken)
  • Weißer Marmor, „Bianco e nero antico“ (Umgebung Aubèrt, St. Girons/Pyrenäen)
  • Weißer Marmor, „Blanc de Saint-Béat“ (Pyrenäen)
  • Weißer Marmor mit rotbrauner Äderung, „Brèche Romain de Saint-Béat“ (Pyrenäen)
  • Weißer Marmor mit rotbrauner Äderung, „Brèche de Sarrancolin“ (Pyrenäen)
  • Schwarzer Kalkstein, Noir Marquiña (Provinz Vizcaya)
  • Grünweißer Marmor (Piemont)
  • Weißer Marmor, „Carrara“ (Toskana)
  • Grüner Marmor, „Verde antico“, Larissa (Thessalien)
  • Weißer Marmor mit rotbrauner Äderung, „Breccia di Settebasi“ (Insel Skyros)
  • Marmor mit grüner Äderung, „Cipollino“ (Euböa)

Allein der rund eineinhalb Tonnen schwere, für die Wandverkleidung verarbeitete schwarze „Marmor“, ein Kalkgestein, erforderte einen aufwendigen Transport von einem vermuteten, bei Namur gelegenen, Steinbruch bis nach Vichten. Schon in der Antike wurden die, unter anderem bei Namur und in den Ardennen südlich von Namur, im Ourthe-Tal und bei Aachen zu Tage tretenden Vorkommen des schwarz-bläulichen Steinmaterials, ausgebeutet.