2.8.3. Maß-Gewicht

Die in Vichten verarbeiteten Marmorplatten, mit einer durchschnittlichen Länge von 1,60 m und 0,63 m Höhe, wiegen etwa 70 kg. Wird die Gesamtlänge der drei Wandflächen im Mosaiksaal von 26,45 m berücksichtigt, benötigt man für die untere Plattenreihe schätzungsweise 1157 kg Kohlenkalk. Das Gewicht der aufgelesenen Marmorreste von 587,47 kg, addiert zu denen in situ an der Wand, rund 580 kg, entspricht in etwa dem der unteren Marmorplattenreihe. Das gleiche Gewicht ergibt sich zwangsläufig für die obere Reihe mit Buntmarmor. Rechnet man den Sägeschnittabfall hinzu, wurden für die Wandverkleidungen im großen Saal in Vichten rund 3000 kg Marmor verarbeitet. Bei dem ermittelten Gewicht von 3 Tonnen ist das der Formelemente für die Buntmarmorintarsien noch nicht berücksichtigt.

Die Plattenhöhe von 2 pes (rund 60 cm) scheint in römischer Zeit ein übliches Maß gewesen zu sein. Denn neben den Marmorplatten für die Inkrustation und der Marmorurne von Vichten wurden auch unweit in der Trierer Basilika (um 310 n. Chr.) Wandverkleidungen () mit dieser Höhe und in den Barbarathermen (2. Hälfte 2. Jahrhundert bis Anfang 5. Jahrhundert n. Chr.) Bodenplatten aus weißem Kalkstein mit den Massen 120 cm x 60 cm verlegt ().

Erstaunliche Spannbreiten der Materialdicken von 1 mm bis 51 mm zeugen von der maximalen Ausnutzung des wertvollen Marmors. Dies betrifft sowohl die Kohlenkalk-, als auch die Buntmarmorplatten. Die Schnittstärke von partiell 51 mm, die sich bis zu 1 mm verjüngte - gewöhnlich sind 5 mm bis 10 mm - ist sicher der Eigenart des kompakten Steinmaterials und der Produktionstechnik geschuldet. Wobei gewölbte Oberflächen und Versatzspuren durch unsauberes Sägen zeigen, dass der Beherrschung des Materials Grenzen gesetzt waren (). Die Aussage, dass Materialstärken von bis zu 15 mm für Wandverkleidungen in der Antike Standard waren, kann der Befund in Vichten nicht bestätigen. Jedoch sind noch heute Materialstärken für den belgischen „Petit granit“ oder „Blaustein“ von 10 mm für Wandverkleidungen und 20 mm für Bodenplatten ein übliches Maß. Die geborgenen Fragmente mit einer besonders hohen Stärke (bis 51mm) weisen eine rückseitige Schrotung auf. Beim finalen Sägeschnitt der letzten Marmorplatte machte man sich keine Mühe die Rückseite zu glätten. Hier zeigte sich zudem die mit einem Bossierhammer, Flachbeil oder Scharriereisen roh behauene Rückseite eines Marmorblocks.

Aus der großen Differenz in der Materialstärke der Platten von 1 mm bis 51 mm und den unebenen Mauern erklärt sich auch der Mächtigkeit des bis zu 70 mm dicken Ausgleichsputzes aus grobem luftigem Kalk-Sand-Mörtel. Eine Kohlenkalk- und eine Buntmarmorleiste messen erstaunliche 70 mm Tiefe, die, bis auf die abgerundete Schauseite, im Putz verschwanden. Zur zusätzlichen Stabilität wurden direkt auf dem Mauerwerk Dachziegel und Schieferplatten mit Nägeln befestigt und verputzt. Dies geschah wohl nicht allein, um Material einzusparen, sondern auch aus statischen Gründen, da eine mächtige Putzschicht nur schwerlich an der Wand haftet. Der unerlässliche Oberverputz oberhalb der Inkrustation, als Trägermaterial für die Freskenmalerei, blieb unvollendet.

Bibliografie

Dodt 2014
Dodt, M. (2014). Marmorluxus in den großen römischen Thermen der Stadt Trier. In Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier, 46, S. 52-67. Trier.
Fischer 1997
Fischer, G. (1997). Antiker Marmorluxus von Rom bis zum Rhein. In Funde, Fotos, Modelle. Führer und Schriften des Regionalmusems Xanten, 44. Köln.
Ladner 1864
Ladner, M. J. (1864). Der hiesigen römischen Baudenkmäler Schicksale im Mittelalter und in neuerer Zeit; b: Schicksale der Basilika. Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschung zu Trier 1861/62. Trier.