4.2.1. Allgemein

Eine sorgfältige Vorbereitung des Untergrundes und der Mörtelbettung waren eine unverzichtbare Voraussetzung, um die Druckbelastung zu verteilen und so das Fußbodenmosaik begehbar zu machen (). Des Weiteren war ein solides Fundament ausschlaggebend für die Beständigkeit gegenüber aufsteigender Feuchtigkeit und Frost. Auf einer händischen Skizze von der Mosaikbergung im Juli 1995 in Vichten ist der Nachweis des bewährten vitruvschen Aufbaus der römischen Mosaikbettung (siehe Abb. 79) illustriert. Erstaunliche Parallelen in seiner chemischen Zusammensetzung mit weit entfernten Orten im römischen Imperium zeigt die stringente Einhaltung, einer einmal bewährten bauhandwerklichen Rezeptur und Technik (siehe Kapitel Bindemittel: Trass (Puzzolan) und gebrannter Kalk). Dies spricht gegen die Annahme von verschiedenen Ausführungen in der Fundamentierung römischer Mosaike.

Im Prinzip entspricht die Erzeugung von farbigen Bildern durch das Aneinanderreihen von genormten bunten Mosaikwürfel, dem der gleichgroßen Rasterpunkte in der Drucktechnik. Am vertrautesten ist das Verfahren der Autotypie, ein fotografisches Verfahren der Raster- beziehungsweise Netzätzung von Halbtonvorlagen, als Reproduktionsverfahren zur Herstellung von Druckformen. Diese sorgen durch ihre unterschiedlichen Punktdurchmesser im Quadratnetz für fließende Farbübergänge. Im Durchmesser größere Rasterpunkte erzeugen dunkle Flächen, wohingegen kleinere Durchmesser helle Flächen implizieren. Wie im Falle des Mosaiks werden die durch diesen Prozess wiedergegebenen Bilder, anstatt in gleichgroßen Rasterelementen, in genormte Würfel zerlegt.

Beim Offsetdruck, wie beim Mosaik, zeigt sich das Quadratnetzwerk beim näheren Betrachten und zerlegt die visuellen Informationsmengen in ihre Einzelteile, welche beim Mosaik vom Verhältnis der Größe der farbigen Steine zur Bildfläche abhängt. Ein geschlossener visueller Effekt zeigt sich aus der Entfernung, wenn das Auge des Betrachters die Farbreihung der einzelnen Farbpunkte nicht mehr auseinanderhält und die Farben mischt. Aus diesem Grund ist die „Bildwirkung und Lesbarkeit des Mosaiks immer auch auf Distanz gerichtet“1.

Eine eindrucksvolle künstlerische und technische Entwicklung, die, ausgehend von den rein geometrischen, etwa 5000 Jahre alten sumerischen Tonbolzenmosaiken aus Uruk im heutigen Irak, über die figürlichen Kieselmosaiken aus Olynthos, dem „House of Good Fortune“ auf der griechischen Halbinsel Chalkidike vor etwa 2600 Jahren () und bis zu dem 1750 Jahre alten römischen Steinmosaik aus Vichten noch nicht abgeschlossen war.

Generell wird heute in zwei verschiedene Setzverfahren zum Verlegen von Mosaiken unterschieden: dem positiven oder direkten und dem negativen, beziehungsweise, indirekten Setzverfahren. Im direkten Setzfahren werden die genormten Würfel in den frischen Bodenmörtel gedrückt werden = Oberfläche entspricht der Vorder- beziehungsweise Oberseite. Hingegen werden im Indirekten die genormten Würfel seitenverkehrt auf eine spiegelbildliche Vorlage geklebt = Oberfläche entspricht der Rück- beziehungsweise Unterseite. Im indirekten Verfahren werden in einem zweiten Arbeitsschritt die fertigen Mosaikteile gewendet und mit der Rückseite in den frischen Bodenmörtel gepresst.

Ob dies auch auf das Handwerk im Altertum übertragen werden kann, ist, trotz des Nachweises der Verwendung von vorfabrizierten emblemata (; ) in Vichten, nicht abschließend bewiesen. Ein kleines Einschubmosaik kann sowohl in direkter, gleich dem Aufbau in klassisch-vitruvscher Manier im Setzkasten, als auch in indirekter Setzweise, seitenverkehrt auf einer Tuchvorlage, vorbereitet werden2. Wahrscheinlich wurden als Unterlagen Terrakotta oder Ziegelplatten verwendet. „Daneben kommen auch Setzkästen aus Stein vor, so zum Beispiel bei drei figürlichen Emblemata aus Emporion mit Darstellung der Iphigenien-Opferung sowie den zum Teil fragmentierten Stücken im Museum von Barcelona mit Fischen bezw. Katze“ ().


  1. . Band 2. Mosaik, Einleitung. S. 403. 3.2 Wortbedeutung. Und siehe S. 410. „Das heute gebräuchliche Wort „Mosaik“ taucht erst in den Idiomen des Mittelalters auf („musaicum“, „mosaique“, musykke“, „mosaick“) und umschreibt als Geltungsbegriff alle Arten der Mosaiktechnik.“ ↩︎

  2. . Technische Entwicklung. S. 53: „Da die Emblemata transportabel waren, scheinen sie gelegentlich auch als Einzelbilder behandelt worden zu sein, denn Sueton (Div. Iul. 46) macht die etwas überraschende Angabe, Cäsar habe auf seinen Zügen tessellata et sectila pavimenta mitgeführt…“ ↩︎

Bibliografie

Fischer 1969
Fischer, P. (1969). Das Mosaik, Entwicklung, Technik, Eigenart. Wien und München.
Herold 1994
Herold, K. (1994). Konservierung von archäologischen Bodenfunden: Wandmalerei, Mosaik. Wien.
Meyer et al. 1990
Meyer, A. et al. (1990). Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken. Stuttgart.
Parlasca 1959
Parlasca, K. (1959). Die römischen Mosaiken in Deutschland. Römisch-Germanische Forschungen, 23. Berlin.
Schmid 1993
Schmid, D. (1993). Die römischen Mosaiken aus Augst und Kaiseraugst. In Forschungen in Augst, 17. Augst.