4.1.4. Ornamente, Muster, Motive

Die Bandbreite der verwendeten Ornamente, Muster, Motive und Materialien waren im gesamten römischen Reich sehr groß und teilweise nicht an eine chronologische Entwicklung gebunden. Sie treten zum Teil regionaltypisch und auch zeitlich versetzt auf.

Wobei sich der wechselseitige Austausch durch künstlerische Impulse zwischen den römischen Provinzen positiv auf das Motivrepertoire auswirkte. Für gewisse Mosaiktypen beziehungsweise Kompositionsschemata lassen sich, zum Beispiel von Italien ausgehend, „Modeströmungen“ und Entwicklungen ausmachen, die zum Teil auf Rückgriffe griechischer Vorbilder beruhten. Diese konnten mit einer gewissen Verzögerung zeitversetzt oder sprunghaft im Schematarepertoire der regionalen Mosaizisten auftreten oder als Reminiszenz an antike Vorbilder eine gewisse Beliebtheit erlangen. Im Zentralmedaillon eines größeren geometrischen römischen Mosaiks des 2. Jahrhunderts aus Civitas Remorum-Reims (Département Marne) kämpfen zwei Gladiatoren miteinander. Die in den Gegenfarben Schwarz und Weiß modellierten Körper erinnern an griechische Vorlagen aus der Zeit vor der Zeitenwende ().

Ein weiteres Beispiel ist das außergewöhnliche Mosaik des 2. Jahrhunderts aus Oberweis (siehe Abb. 151 und ), welches auf weißem Grund in schmalen Linien das Kassettenschema zeichnet und dezent mit farbigen Blüten ausschmückt. Im Umkehrschluss zu den sonst üblichen schwarzgrundigen Mosaiken des 2. Jahrhunderts, wird auch hier ein Stilmittelrückgriff auf griechische Vorbilder gemacht, die noch im 1. Jahrhundert in Pompeji beliebt waren. Vergleiche hierzu das im Schwarzweißstil mit Rahmen aus schwarzen Dornenband auf weißem Grund aus Pompeji, Mosaik in der Casa del Poeta Tragico mit parataktischen Kreisen (), um die Mitte des 1. Jahrhundert, mit den Mosaikfragmenten aus der Trierer Südallee Nr. 44/46 (), welches Ende des 1., Anfang des 2. Jahrhunderts datiert und dem aus der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts aus der Jesuitengasse in Trier ().

Die Trierer Werkstätten übernehmen im 2. Jahrhundert bevorzugt Bildmotive aus Norditalien und dem Rhônetal und entwickeln diese im 3. Jahrhundert eigenständig weiter (). Zu diesem „Trierer“ Repertoire zählen: Blüten, Pelten- und Voluten-Spiralblüten und herzförmige Volutenblätter. Letztere bereichern auch das „Musen- Mosaik“ aus Vichten.

Ausschlagend ist auch die Wirkung des Werkstattkreises, der sich seiner Vorlagensammlung bediente und somit auf sein Ausstrahlungsgebiet Einfluss nahm. Insofern stellt sich auch die Frage, inwieweit der Bauherr und Villenbesitzer von Vichten sein Mosaik anhand der ihm vorgelegten Vorlagen aussuchte, denn die begrenzte Ateliersauswahl schränkte sein individuelles Kunstverständnis ein. Konnte der Auftraggeber über das beherrschte Repertoire der Mosaizistenwerkstatt in Trier hinaus ein Mosaik seiner Wahl in Auftrag geben?

Bibliografie

Goethert 1999
Goethert, K. (1999). Katalog der Motive. In Katalog der römischen Mosaike aus Trier und dem Umland. Trierer Grabungen und Forschungen, 16, S. 13-82. Trier.
Hoffmann et al. 1999
Hoffmann, P., Hupe, J., & Goethert, K. (1999). In Katalog der römischen Mosaike aus Trier und dem Umland. Trierer Grabungen und Forschungen, 6. Trier.
Istituto della Enciclopedia Italiana 1990-1999
Istituto della Enciclopedia Italiana (1990-1999). Pompei, pitture e mosaici, 1-5. Milano.
Stern 1957
Stern, H. (1957). Recueil général des mosaïques de la Gaule. I. - Province de Belgique, 1. Partie Ouest. Paris.