3.9. Präsentation in der Ausstellung

Wie wir oben schon sehen konnten, senkte sich der Estrich im Mosaiksaal in Folge der Druckbelastungen durch herabfallende Bauteile, Schuttmassen und Erdreich und in Abhängigkeit von der Qualität des Unterbaus, unterschiedlich stark. Fugen wurden gedehnt oder zusammengedrückt, die Steinkuben verloren teilweise die Haftung zum Mörtelbett. Die Mosaikflächen waren bei der Aufdeckung nicht mehr plan und eben, und durch die ungewollte Dehnung verzerrte sich, vor allem im hinteren Mosaikteil, die Mosaikfläche irreversibel.

Dessen waren wir uns bewusst und übertrugen zur Sicherheit eine Blaupause des freigelegten Mosaiks auf eine durchsichtige, mit feinem Drahtgitter verstärkte Folie. Mit einem wasserfesten Stift waren die Konturen der Medaillons, Flechtbänder, Fehlstellen und natürlich die Einteilung der Felder auf die Folienbahnen gezeichnet und festgehalten. Anhand der nachgezeichneten Konturen entlang der optischen Trennungslinien, zwei Reihen weißer Steinwürfel, wurden alle restaurierten Mosaikfelder auf Dehnungs- und Passfehler kontrolliert.

Dank ausgezeichneter Ausführung und Qualität im Material des römischen Unterbaus, waren im Zentralfeld und den beiden Nebenfelder nur wenige Bodendeformierungen und somit Passungenauigkeiten festzustellen. Lediglich am Vorteppich, vor allem im Bereich des Durchbruchs zum Aquädukt, mussten Verwerfungen korrigiert werden. Betroffen waren vor allem die Felder I bis VI. Somit auch die große Fehlstelle über dem eingestürzten Aquäduktgewölbe und beidseitig entlang der Mauerkante, an der ja bekanntlich das Mosaik sich links und rechts abgesenkt hatte.

Obwohl die Möglichkeit wegen des hervorragenden Erhaltungszustandes, den außergewöhnlichen Fund an Ort und Stelle zu belassen, ausgiebig diskutiert wurde, erfolgte die Entscheidung für eine Entnahme des Mosaiks. Um den kulturhistorischen Schaden zu begrenzen, sollte wenigstens eine angemessene Präsentation im neuen Nationalmuseum für Geschichte und Kunst dem Kunstwerk gerecht werden.

Mit einem von den Restauratoren erstellten Verlegeplan konnte die Firme MEKANE aus Rom, zuständig für die technische Ausstellungsarchitektur im neuen Nationalmuseum, ein flexibles Tragesystem aus Vierkantrohren vorbereiten und im März 2002 im Ausstellungsraum installieren (siehe Abb. 106). Auf dem unteren, fest installierten Eisenrahmenskelett - mit lichten Weiten zwischen den Stangen von 256,4 cm in der Länge und 203,5 cm in der Breite - lag ein flexibles Gerüst aus Vierkantrohren mit einem Durchmesser von 3,6 cm obenauf. Dieses konnte entsprechend den Abmessungen der 23 Mosaikteile so positioniert werden, dass alle Außenkanten derselben auflagen. Ein besonderes Augenmerk lag hierbei auf dem Verhindern des Durchbiegens des Mosaiks. Aus optischen Gründen sollte das Mosaik, eingerahmt mit einer braun lackierten Blechverkleidung, 0,4 cm über dieser, 31 cm über dem Boden schweben. Die Verkleidung erhielt die gleiche Lackierung wie die emissionsfreien Metallvitrinen.

Um für das “Musen-Mosaik” die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen und ein Aufstauen der warmen Luft zu vermeiden, wurde die geplante Fußbodenheizung unter dem Mosaik ausgespart.

In einem letzten Arbeitsschritt wurden die vorbereiteten Mosaikfelder vor dem Zusammensetzen mit Hilfe einer feinen Stichsäge exakt gekantet, um überstehende Klebe- und Aluwabenplattenreste zu entfernen. Beginnend wie schon vor 1700 Jahren, wurde das Zentralmedaillon als Ausgangspunkt auf einem Rahmen aus Vierkantrohren zentriert, ohne dieses endgültig mit Schrauben zu fixieren. Gleich einer Schneckenwindung, folgten zuerst die vier Paneele mit den acht Musen, anschließend die Nebenfelder und zum Schluss der Vorteppich mit der größten Ergänzung.

Hiernach wurden alle Mosaikfelder so ausgerichtet, dass ein Spalt von einer Steinwürfelbreite frei blieb (siehe Abb. 107). Das Schließen der Nähte erfolgte mit dem jeweiligen Steinmaterial in der direkten Setztechnik (siehe Abb. 108 sowie Abb. 106 und Abb. 109 rot markiert). Die Freiflächen zwischen Mosaik und Außenblende wurde mit dem gleichen Bettungsmörtel auf Moselsandbasis neutral aufgefüllt und geglättet. Anschließendes Verfugen und ein dünner, auspolierter Wachsauftrag beendeten die Verlegearbeiten (; ; ).

Aus ästhetischen Gründen unterließ der Innenarchitekt in Absprache mit der Museumsdirektion und dem zuständigen Konservator auf die Präsentation der Reste der originalen Marmorwandverkleidung. Da durch den Transfer vom Auffindungsort in die Ausstellung sich ohnehin der Charakter des Mosaiks, hin zum „Musemusobjekt“, veränderte, sollte sich dieses ganz losgelöst aus dem Kontext der Römervilla dem Museumsbesucher zeigen. Es wurde auch bewusst auf die Präsentation von Fundobjekten aus der Grabung verzichtet.

Expand Expand Abb. 106
Trägersystem aus Vierkanteisenrohren (Quelle: MNHA/Rainier Fischer, 2022)
Expand Expand Abb. 107
Montage der restaurierten Mosaikfelder im neuen Nationalmuseum auf einem schwebenden Trägersystem (Quelle: MNHA/Rainier Fischer, 2002)
Expand Expand Abb. 108
Verfugung der Mosaikpaneele (Quelle: MNHA/Rainier Fischer, 2002)
Expand Expand Abb. 109
Die restaurierten 23 Mosaikpaneele virtuell zusammengesetzt. Der rote Hintergrund unterstreicht die Trennungsfugen der einzelnen Felder I bis XXIII (Quelle: MNHA/Rainier Fischer nach Foto Christof Weber, 2002)

Bibliografie

Hommel 2002
Hommel, C. (2002). Rencontrer les muses en personne. Le Musée national d’histoire et d’art rouvre ses portes. In Welcome to Luxembourg, 7, S. 4-11. Luxemburg.
Marteling 2002
Marteling, L. (2002). Vichtener Mosaik. Aus dem Container in den Fels. In Télécran, 24(25), S. 22-25. Luxemburg.
Schmitz 2002
Schmitz, A.-A. (2002, Juni 18). Kunsthistorisches Museum am Fischmarkt bald wieder in „neuen, alten“ Mauern. In Luxemburger Wort, S. 6. Luxemburg.