4.1.5. Signatur

Viele römische Bodenmosaike sind mit Signaturen versehen, die verwirrenderweise zum einem den Auftraggeber und zum anderen den ausführenden Mosaizisten oder/und Vorlagenhersteller nennen können (). Auffällig ist, dass neben dem Patron und Freigeborenen auch Sklaven und seltener Freigelassene signierten (). Leider wissen wir zu wenig über die innere Struktur der Werkstattorganisation, wie zum Beispiel die Regelung der Aufgabenbereiche der spezialisierten Handwerker. „Aus zwei spätantiken Signaturen geht eindeutig eine Teilung des Arbeitsvorganges hervor: die Erstellung der Vorlage und die Umsetzung derselben in Mosaik“ (). „Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich in einem solchen Fall um Freigeborene. Namen von Perigrinen lassen sich, wenn die Filiation fehlt, nicht von denen der Sklaven unterscheiden. Liegt die latinisierte Form eines barbarischen Namens vor, ist eher ein Perigrine zu vermuten als ein Sklave. Letzterer erhielt von dem Besitzer meist anstelle des fremdländischen Namens einen aus dem lateinischen oder griechischen Namensrepertoire, der leichter zu merken war. Mit einem Perigrinen wird man daher bei dem Namen MASCEL rechnen, der neben MARCIANUS auf einem Mosaik in Itàlica erscheint. Letzterer war wohl ein freier Bürger, der sich mit der Angabe seines Cognomens begnügte; ein Sklave aber wäre wohl kaum vor ihm genannt worden“ ()1.

Ob zum Beispiel der häufig belegte Status als Wanderarbeiter bei den Bildhauern auf das Gewerk der Mosaizisten übertragbar ist, bleibt bis auf weiteres eine unbeantwortete Frage. Offenbar besaßen die Bildhauer (lat. statuarius) überwiegend nur perigrinen Status (). „Wie bei den Malern, für die Bezeichnung „pictores peligrini“ in Grabinschriften überliefert ist, gab es offensichtlich auch „Wanderbildhauer“ (). Zahlreiche weitere Fragen bleiben unbeantwortet: Gehörten zu den Mitarbeitern eines Mosaikateliers neben den Bauhandwerkern und Mosaizisten auch die Zeichner der Vorlagen oder wurden die einzelnen Gewerke und Teams bei Bedarf zusammengestellt, was eine gewisse Mobilität voraussetzt? Wahrscheinlich wurden bei umfangreicheren Aufträgen auch freie Mitarbeiter beziehungsweise Wanderarbeiter und Hilfskräfte kurzfristig eingestellt.


  1. . Ein TESS(ELLARIUS?) VICTORINUS signierte seine Arbeit (lat. fecit) auf dem prachtvollen, 1966 freigelegten „Okeanos-Mosaik“ mit Fischen und Hafenlandschaft in Bad-Kreuznach (Landkreis Bad-Kreuznach). „Victorinus ist der einzige uns überlieferte Mosaizist in lateinischer Sprache, der sein Werk durch die Angabe von Consuln genau datiert hat“. Das besondere an der Signatur ist die Nennung und damit einhergehende Datierung des Mosaiks durch die Konsuln MAXIMO ET V(RBINO), die im Jahre 234 n. Chr. regierten. Die Datumsangabe auf dem Mosaik „liefert somit einen der wichtigsten Anhaltspunkte für die Chronologie der Mosaiken in den nordwestlichen Provinzen“ (). ↩︎

Bibliografie

Donderer 1989
Donderer, M. (1989). Die Mosaizisten der Antike und ihre wirtschaftliche und soziale Stellung. Erlangen.
Hellenkemper-Salies 1980
Hellenkemper-Salies, G. (1980). Neue römische Mosaiken in Deutschland. Beiträge zur Chronologie des 3. Jahrhunderts. In Il Mosaico Antico. III. Colloquio internazionale sul mosaico antico, 2, S. 335-346. Ravenna.
Noelke 2008b
Noelke, P. (2008). Bildhauerwerkstätten im römischen Germanien, Möglichkeiten und Grenzen ihres Nachweises. Heidelberg.