1.5. Verkehrsanbindung

Östlich führt an der gallo-römischen Großvilla die moderne Landstraße R.C. 305 vorbei, die heute den Ort zweiteilt und Anschluss an eine der alten Trassen der wichtigen römischen Heer- und Fernstraßenverbindung () hatte: die Via Agrippa (). Eine Heerstraße, die vom Mittelmeer über Lugdunum-Lyon und Divodurum Mediomatricorum-Metz kommend und, unter anderem, von Orolaunum-Arlon über Schandel/Vichten nach Beda-Bitburg und schließlich Colonia Claudia Ara Agrippinensium-Köln an den Rhein führte. In heutigen Straßenkilometer wären von Arlon bis Vichten 23 km und nach Bitburg 64 km zurückzulegen, beziehungsweise in römischen Meilen: 10,35 leugae und 28,80 leugae () (gallische Meile = leuga = 2,25 km). Die lebensnotwendige Anbindung der Bewohner der Domäne im Tal an der Viicht an das nahe gelegene und gut vernetzte rückwärts gelegene Hochplateau mit der römischen Straßenkreuzung bei Schandel betrug knapp 3 km, rund 1,3 leugae.

In Anlehnung an das lateinische caminus ist vielerorts im Luxemburgischen als umgangssprachlicher Begriff kiem in Straßennamen nachweisbar. Diese viae publicae () konnten anhand archäologischer Schnitte beziehungsweise Profile (; ) der ehemaligen Römerstraßenverbindung Reims-Arlon-Trier () nachgewiesen werden. Die Untersuchungen offenbaren den durchdachten Aufbau der Stein- und Schotterpackungen am Beispiel der Grabungen am „Kirchberg“ in Luxemburg-Stadt und „Hirebesch“ bei Mamer (; ). Diese „Schnellstraße“ erlaubte auch die zügige Anbindung des Vichtener Domänenbesitzers über Helmsingen (siehe Abb. 11), Luxemburg-Kirchberg, Andethanna-Niederanven und Suromagum-Wasserbillig nach Augusta Treverorum-Trier. Augusta Treverorum lag nur etwa 70 km entfernt an der Mosel (kelt. mosella = die kleine Maas). Die römische Stadt des Kaisers AUGUSTUS im Land der Treverer wurde vor mehr als 2000 Jahren gegründet (; ; ).

Trier als Metropole der civitas Treverorum in der römischen Provinz Gallia Belgica und die am Rhein stationierten Legionen zur Absicherung der Grenzen waren ein sicherer Abnehmer der überschüssigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse, der im „Trevererland“ zur römischen Kaiserzeit dicht beieinander gelegenen Gutshöfe. Auch die Mosel bot sich überdies für den Fernhandel und Güteraustausch rheinabwärts (Germania inferior) nach Britannien und -aufwärts (Germania superior) über die Donau entlang an. Außerdem war der Handel über die Saône mit dem Rhônetal (Gallia lugdunensis) und somit Südgallien möglich und trug zum aufkommenden Reichtum bei.

Dank der hervorragenden Straßenverbindungen war ein Abtransport der Überproduktion und eine gewisse Mobilität, der in den größeren Siedlungen wohnenden Eliten zu ihren verstreut liegenden Landgütern im Umland, gewährleistet (siehe Abb. 9). Um dem anstrengenden Leben in der Provinzhauptstadt zu entfliehen, zogen die Privilegierten die Sommerfrische auf ihren Landgütern, im „bukolisch-idyllischen“ Land der Hirten, Winzer und Bauern, vor.

Es verwundert nicht, dass die kontinuierliche positive wirtschaftliche und politische Entwicklung im 3. Jahrhundert in der civitas TREVERORUM, erheblich zum messbaren Reichtum der stattlichen römischen Landgüter (; ) im Imperium beitrug. Dieser Ausbau, der auf einem gut ausgebauten Fernwegenetz, den viae publicae () basierte, ging einher mit dem großen Eigeninteresse der römischen Verwaltung, die Landwirtschaft, unter anderem als Basis der Truppenversorgung am Limes, weiter zu entwickeln.

Expand Expand Abb. 9
Römisches Straßennetz und Verbreitungskarte der römischen Mosaikböden im westlichen Treverergebiet in den Grenzen Luxemburgs (Quelle: MNHA/Rainier Fischer auf Grundlage von Biache & Krier, 2002)

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