Kasematten 3D

Kasematten 3D

Digitales Dokumentationsprojekt des Centre de documentation sur la forteresse de Luxembourg

Diese Übersichtsseite wird fortlaufend ergänzt.

Die Matrix der Stadt und Festung: Ein laufendes Projekt

Nach dem Londoner Vertrag von 1867 wurde die Festung Luxemburg geschleift. Die Werke wurden demilitarisiert, zweckentfremdet, gesprengt, abgetragen und zugeschüttet. Einige Strukturen sind erhalten geblieben. Diese bestehenden, in großen Teilen nun unterirdischen Überbleibsel werden in Luxemburg umgangssprachlich „Kasematten“ genannt. Während der spezifische Begriff in der Fortifikationsterminologie eine mit Geschützen ausgerüstete Kammer (die man heutzutage als „Bunker“ umschreiben könnte) bezeichnet, fallen im lokalen Verständnis sämtliche unterirdischen Festungsanlagen darunter, die sich über und unter (fast) der ganzen Hauptstadt erstrecken.

Es existiert keine aktuelle, belastbare Dokumentation dieses größtenteils unzugänglichen Gewirrs aus Gängen – das historische und jüngere Karten- und Planmaterial ausgeschlossen. Die Technik bietet einen Ausweg: Sie ermöglicht, eine akkurate Dokumentation der bestehenden Strukturen anzulegen und sie online nicht nur zugänglich, sondern auch in ihrem Zusammenhang verständlich zu machen. Darüber hinaus können Objekte aus der bzw. um die Festung, die sich u.a. in den Sammlungen des MNAHA erhalten haben, vom CDF konserviert werden und zum Teil im Musée Dräi Eechelen ausgestellt sind, den Kontext belegen und illustrieren.

Dieses Projekt setzt die historische Tradition der Festungsmodelle Luxemburgs fort. Auf den napoleonischen Reliefplan aus dem Jahr 1803 und das 1903 in Bronze gegossene Modell des Hauptmanns Guillaume Weydert, das die Festung vor der Schleifung zeigt, folgen nun die Bausteine für ein digitales Modell des 21. Jahrhunderts.

Pilotprojekt : Forts auf dem Kirchberg

Im Jahr 2018 hat das CDF eine Reihe an 3D-Scans der Kasematten und Galerien der Forts Thüngen sowie Olizy/Niedergrünewald auf dem Kirchberg begonnen, die im Zuge der „Année du Patrimoine“ angefertigt worden sind.

Der Stadtpark über der „Front der Ebene“

Der vom Gartengestalter Edouard André (1840-1911) angelegte Stadtpark mit seinen von Flanierwegen durchbrochenen Grünflächen erhebt sich auf den Überresten und Fundamenten der Festungswerke, die die Stadt im Nordwesten absicherten.

Der Ingenieur und spätere Kommandant Jean-Chrétien Charles de Landas de Louvigny ( ?-1691) lässt ab 1672 die Festung auf dieser Front verstärken. Er entwirft völlig neuartige, niedrige, fünfeckige Türme (Redoute), die von einem tiefen Graben umgeben sind, die Redouten Peter, Louvigny, Marie und Berlaymont. Nach der Übernahme der Festungsstadt durch die Truppen Ludwigs XIV. im Jahr 1684 lässt Sébastien Le Prestre de Vauban (1633-1707) zwischen den vorhandenen Redouten drei weitere errichten, die Redouten Lambert, Vauban und Royal. Im Anschluss macht diese Architektur Schule: Vauban lässt Türme, wie er sie in Luxemburg sah, in Festungen im Reich des Sonnenkönigs verbauen. Im Zuge des Bauprogramms der österreichischen Habsburger unter der Leitung des Ingénieurs Simon de Bauffe werden diese Redouten in den 1730er Jahren durch jeweils eine Enveloppe, ein Werk, das um die Redouten herum angelegt ist, verstärkt. Ein Jahrhundert später erfahren sie unter der preußischen Führung der Bundesfestung eine erneute Modernisierung. Die zu dem Zeitpunkt nicht absehbare, ab 1867 durchgeführten Schleifungsarbeiten lassen die Redouten unter einer bepflanzten Fläche verschwinden, die André zum Stadtpark formt. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs legte der Historiker Jean-Pierre Koltz (1909-1989) ein Projekt zur Erschließung der Kasematten zu Luftschutzzwecken vor, das in den Jahren 1939 und 1940 umgesetzt wurde.

Unter den spanischen Habsburgern entstanden, der französischen Krone vervielfacht, den österreichischen Habsburgern verstärkt, dem Deutschen Bund modernisiert und im Zweiten Weltkrieg reaktiviert, zeugen die Kasematten im bzw. unter dem Stadtpark von der bewegten Neuzeit und Gegenwart.

 

Fort Louvigny

1672-1673 wird die Redoute Louvigny erbaut. 1733 wird um die Redoute eine sogenannte Enveloppe angelegt. Sie bekommt den Namen Fort Daun, nach dem in Garnison stehenden Infanterieregiment und dessen Kommandant Leopold von Daun. Am Beginn des 19. Jahrhunderts wird es instandgesetzt und 1829 bis 1830 modernisiert. 1869 wird das Fort Louvigny geschleift und 1871 entsteht auf den Grundmauern der Redoute die gleichnamige Villa Louvigny.

Laden Sie das 3D-Modell des Fort Louvigny von Sketchfab herunter.

Text | CC BY-NC | Ralph Lange & Simone Feis, MNAHA

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Literatur

Bruns, Änder/Reinert, François (Hgg.), Genie und Festung. Luxemburger Festungspläne in der Staatsbibliothek zu Berlin (Publications du Centre de documentation sur la forteresse de Luxembourg auprès du Musée national d’histoire et d’art 2), Luxemburg 2013.

Lange, Ralph, Delaings Plan, in: Reinert, François (Hg.), Collect10ns (2012-2022) (Publications du Centre de documentation sur la forteresse de Luxembourg auprès du Musée national d’histoire et d’art 9), Luxemburg 2022, 76–77.

Lange, Ralph, Das systematische Bauprogramm des Chefingenieurs Simon de Bauffe, in: Ders./Reinert, François (Hgg.), Sub umbra alarum. Luxemburg, Festung der Habsburger 1716–1741 (Publications du Centre de documentation sur la forteresse de Luxembourg auprès du Musée national d’archéologie, d’histoire et d’art 10), Luxemburg 2023, 76–101.

Lascombes, François, Chronik der Stadt Luxemburg (3 Bde.), Luxemburg 1968-1988.

Koltz, Jean-Pierre, Baugeschichte der Stadt und Festung Luxemburg in drei Bänden mit besonderer Berücksichtigung der kriegsgeschichtlichen Ereignisse. Luxemburg 1944 [2. überarb. Aufl. 1970]

Reinert, François (Hg.), 1867 – Luxembourg ville ouverte (Publications du Centre de documentation sur la forteresse de Luxembourg auprès du Musée national d’histoire et d’art 4), Luxembourg 2017.

Reinert, François, „Do weist de Fuuss e Schloff mer, En nennt et Kasematt“, in: Ons Stad 126 (2023): 11–14.

Schaul, Patrick, Luftschutz im 2. Weltkrieg. Das zweite Leben der Kasematten, in: Ons Stad 126 (2023): 30–32. 

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Veröffentlichungsdatum: 30.04.2024

Letzte Aktualisierung: 30.04.2024

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