Offizin des Apothekers Nicolas Lechen
1833Holz, contreplaqué; Noyer, plaqué; Terrakotta; Tôle de fer; Knochen; GlasHöhe (H): 301 cm (H = 298-301 cm)
Bei diesem Apothekenmobiliar von 1833 handelt es sich um eine der seltenen erhaltenen Apothekeneinrichtungen aus dieser Zeit. In Luxemburg ist es sogar die einzige. Mit ihren klaren, von der Antike inspirierten Linien und korinthischen Terrakottakapitellen erinnert die im Stil der Restauration bzw. des Klassizismus gehaltene Einrichtung an ein richtiges Luxusgeschäft. Sie wurde von Nicolas Lechen (1788-1845) in Auftrag gegeben, der sie 1833 in seiner Apotheke an der Ecke Grand-Rue und Côte d’Eich in Luxemburg-Stadt aufstellen ließ.
Die Regale, in denen die Arzneimittel – vor allem Balsame, Pulver und Sirups – ausgestellt waren, befinden sich über zwei Kommoden mit insgesamt 150 Schubladen. Auf den Metallschildern stehen die lateinischen Abkürzungen der darin enthaltenen Heilkräuter. In der Mitte zwischen beiden Möbeln befindet sich eine breite Theke, wo die Arzneimittel verkauft, aber auch hergestellt wurden; dies erklärt auch, warum es dort mehrere Waagen gibt. An dem von zwei Säulen getragenen Gestell aus bronziertem Metall, an dem die Waagen hängen, wurden auch die zur Beleuchtung der Apotheke verwendeten Öllampen aufgehängt. Solche Theken findet man häufig in deutschen Apotheken aus dieser Zeit. In der Mitte der Theke steht auf einem Sockel mit einer Schublade für die Gewichte eine präzisere Waage, eine sogenannte Feinwaage.
In unterschiedlichen Mörsern wurden die Zutaten der Präparate zerstoßen. Der weiße Fayencemörser war dabei der Giftherstellung vorbehalten. Die Fayencegefäße von Boch-Septfontaines sowie die Glasfläschchen befanden sich zum Zeitpunkt der Erwerbung durch das Museum noch in den Apothekenmöbeln. In den beiden hinteren Schränken wurden die Gifte aufbewahrt. Arzneimittel, die getrennt von den anderen Präparaten aufbewahrt werden mussten (separanda), befanden sich lediglich in einem der beiden Eckmöbel, während das andere ursprünglich eine Ausgangstür war.
Nach dem Tod des Apothekers Nicolas Lechen im Jahr 1845 wurde dessen Einrichtung von den sechs anderen Apothekern der Stadt, die sich auf diese Weise einer konkurrierenden Apotheke entledigen wollten, aufgekauft. Die Einrichtung befand sich ab 1846 im Altenheim Hospice civil du Pfaffenthal, bis sie 1965 vom Staatsmuseum erworben wurde. Der breiten Öffentlichkeit war sie erstmals 1963 im Rahmen der Ausstellung zur Tausendjahrfeier der Stadt Luxemburg gezeigt worden.
Text | CC BY-NC | Régis Moes