Aufsatzschrank mit Vitrine im Art Déco-Stil
1925Eiche; Glas
Die Ausstellung für Kunstgewerbe und Industriedesign, die 1925 in Paris stattfand, war für die Entwicklung des Art déco ein Schlüsselereignis, dem diese Richtung übrigens ihren Namen verdankt. In der Ausstellung wurden viele Möbel und Kunstgegenstände gezeigt, die die Merkmale dieses Stils festlegten: hierzu gehören klare Linien und geometrische Formen bei gleichzeitiger Verwendung edler Materialien. Für das Luxemburger Kunsthandwerk war es wichtig, hier vertreten zu sein, um sein Know-how zu zeigen und mit ausländischen Produkten in Wettbewerb treten zu können.
Der Industrielle Paul Würth sowie Antoine Hirsch, Direktor der staatlichen Handwerkerschule und Vorsitzender bzw. Sekretär der für den Luxemburger Stand zuständigen Kommission, entschieden sich dafür, neben zahlreichen anderen Gegenständen auch damals moderne Möbel zu präsentieren. Hierzu gehörte insbesondere ein komplettes Esszimmer im Art-déco-Stil, aus dem auch diese Anrichte stammt. Dieses Möbel, das 2012 in unsere Sammlung gelangte, wurde 2013 von den Museumswerkstätten restauriert und hat dabei seinen einstigen Glanz wiedererlangt. Es ist ein Beleg dafür, dass die neuen Modetrends von den Luxemburger Handwerkern angenommen wurden, obwohl sie im Allgemeinen dafür bekannt waren, Neuerungen gegenüber zurückhaltend zu sein.
Trotz der nüchtern anmutenden Formen und Ausstattung des Möbels verwendete der Tischler Ernest Thill edle Materialien. Antoine Hirsch zufolge waren die Luxemburger Kunsthandwerker durchaus in der Lage, sich ihren Platz in der internationalen Szene zu erobern − vorausgesetzt, sie verarbeiteten die Einflüsse aus dem Ausland zu einem wirklich luxemburgischen Stil. Mit diesen modernen Möbeln verfolgte Hirsch gleichzeitig auch eine Art Programm der Erziehung zum guten Geschmack, wobei er die Vielfalt der bis dahin in Luxemburg hergestellten traditionellen Möbel ablehnte. Hirsch trug maßgeblich dazu bei, dass das Luxemburger Kunsthandwerk seine Stellung in der Zwischenkriegszeit behaupten konnte.
Text | CC BY-NC | Régis Moes