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N°II 2025 MuseoMag
Chirurg russischer Herkunft, der sich auf dem
Gebiet der Xenotransplantation einen Namen ge-
macht hatte. Er war Schüler und Freund des Nobel-
preisträgers Alexis Carrel (1873-1944), galt als
Wegbereiter der modernen Medizin und erhielt den
renommierten Posten des Vizedirektors der physio-
logischen Abteilung des Collège de France.
Berühmt wurde er schließlich mit Versuchen, mit
dem Ziel einer Verjüngung in das Skrotum
eines Patienten in Scheiben geschnittene Hoden
eines Schimpansen zu implantieren. 1923 wurde
seine Arbeit zur Verjüngung alter Männer auf dem
International Congress of Surgeons in London
gewürdigt. Er veröffentlichte zahlreiche, in viele
Sprachen übersetzte Schriften zu diesem Thema,
so die Titel „Verhütung des Alterns durch künst-
liche Verjüngung: Transplantation der Geschlechts-
drüsen vom Affen auf den Menschen“ (im Jahr 1926)
oder „Die Eroberung des Lebens. Das Problem der
Verjüngung“ (1928). Bis in die 1930er Jahre nahm
Voronoff selbst Hunderte von Eingriffen vor, welt-
weit gingen die Transplantationen wohl in die
Tausende. Kurzzeitig zu beobachtende Erfolge,
denn anders ist der enorme Zulauf trotz erheblicher
Kosten für eine solche Operation kaum zu erklären,
werden heute einem Placebo-Effekt zugeschrieben.
Serge Voronoff musste schließlich erleben, wie er
von einem weltbekannten
Chirurg, einer angesehenen
Persönlichkeit und einem be-
wundertem Hoffnungsträger
für Reiche mit dem Wunsch
nach längerem Leben sowohl
in der Fachwelt als auch in der
Öffentlichkeit zum Scharlatan
degradiert wurde.
Während heutzutage der
Name des Mediziners weitge-
hend in Vergessenheit geraten
ist, kann man davon ausge-
hen, dass zur Entstehungszeit
der Buchstützen um 1927
die Inschrift „VORONOFF“
unmittelbar mit den Trans-
plantationen von Affenhoden
und dem damit verbunde-
nen Verjüngungsversprechen
assoziiert wurde. Es entbehrt
also nicht einer gewissen
Komik, wenn sich Nosbuschs
Keramikaffe ausgerechnet
FORSCHUNG
dieser Lektüre widmet. Wird er sich gerade der
Gefahr für sich und seine Artgenossen bewusst?
Welche Haltung Nosbusch tatsächlich zu dem
Thema einnahm, bleibt uns verborgen. Sicher ist
jedoch, dass er auf einen Verkaufserfolg seiner
Buchstützen hoffte. Diese Hoffnung teilten die Ver-
antwortlichen des Verlags offensichtlich, da sie die
Buchstützen in ihr Angebot aufnahmen.
MIT DANK
Die kunsthistorische Forschung zu Léon Nosbusch,
insbesondere die Bestandsaufnahme seiner künst-
lerisch interessantesten Werke – der Art déco-Plas-
tiken aus seiner Brüsseler Zeit – konnte dank der
aufmerksamen Lektüre unserer Publikation und
der Kontaktaufnahme des Sammlerehepaars nun
um zwei Keramikfiguren ergänzt werden, von deren
Existenz man zwar wusste, deren Aussehen jedoch
in Vergessenheit geraten war. Die freundliche Er-
laubnis, die Werke fotografieren und publizieren zu
dürfen, ermöglicht es uns zudem, die Erkenntnisse
zu teilen. Ein alles andere als alltäglicher Moment
in meiner Arbeitsroutine, der mich zu aufrichtigem
Dank verpflichtet.
Ulrike DegenNo full text available for this image
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