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MuseoMag N°I 2025
Kostbar und einst auch von praktischem Nutzen: Dies steht keineswegs im Widerspruch zueinander.
LUXEMBURGER SILBER TO GO?
©
éric
chenal
GESICHERTE LUXEMBURGER
PROVENIENZ
Stilistisch ist die Wochenschale wohl in die Zeit um
1775 bis 1780 zu verorten. Im Vergleich zu den be-
kannten frühen sakralen Arbeiten Poelckings, die in
Luxemburger Kirchen nach wie vor dem liturgischen
Gebrauch dienen, ist die Schale sehr schlicht und
hat nicht deren üppige, noch barocke Verzierung
aufzuweisen. Insofern handelt es sich um eine in
Richtung Klassizismus weisende Arbeit für einen
profanen Auftraggeber mit etwas modernerem
Geschmack. Leider ist nicht bekannt, wer ursprüng-
lich mit diesem besonderen Taufgeschenk bedacht
wurde und auf welchem Weg es schließlich in den
deutschen Kunsthandel gelangte. Aus Nachlass-
und Hausinventaren aus dem 17. und 18. Jahrhundert,
die ebenfalls 2004 von E. Toepfer publiziert wurden,
ist jedoch bekannt, dass begüterte Luxemburger
Familien profanes Silber in bedeutendem Umfang
besaßen. Die oft reichen Bestände enthielten sowohl
repräsentatives als auch Gebrauchssilber. Das
Spektrum reicht von einfachen Besteckteilen über
Schnallen, Knöpfe und Schmuckstücke bis hin zu
reich, teilweise mit Wappen verzierten Prunkstücken
wie Löffel, Schalen oder Kannen. Es ist also durchaus
möglich, dass das von Poelcking gefertigte Zierstück
ursprünglich einem Luxemburger Täufling aus gutem
Hause zugedacht war.
Die Fertigung in Luxemburg ist hingegen durch die
Stempel eindeutig belegt. Denn neben dem erstmals
vollständig lesbaren Meisterzeichen „IHP“, wobei die
beiden letzten Buchstaben miteinander verbunden
und als Ligatur gestaltet sind, weist die Schale noch
einen zweiten Stempel auf. Es handelt sich um einen
bekrönten Lilienstempel, der damals in Luxemburg
verwendet wurde, um das sogenannte Brüsseler
Silber mit einem Feingehalt von etwa 925/1000 zu
kennzeichnen. Dieses wurde hauptsächlich für pro-
fane Stücke verwendet, während liturgische Geräte
meist aus weniger teurem 13-lötigen Silber gefertigt
wurden. Die Lilienstempel waren nicht genormt.
Daher ist es für die Forschung zur Luxemburger