23 04 ‘ 2022 museomag
Kennen Sie die Kasematten?
Ich meine, vor Ewigkeiten mal eine Führung gemacht
zu haben. Aber ich kenne die Kasematten nicht so
gut, dass ich genau alle Gänge und Passagen wüsste.
Überhaupt ist das faszinierend in dieser Stadt: Du
denkst, du hast alles gesehen. Und dann entdeckst
du wieder irgendeine Stiege oder einen Durchgang,
an dem du vorher dreimal vorbeigelaufen bist. Ein
Labyrinth!
Was haben Sie denn schon von der Festung
gesehen… und von unserem Museum Dräi
Eechelen – Festung, Geschichte, Identitäten auf
dem Kirchberg, das auf den Felsen über Kieffers
Restaurant sitzt?
Das Museum habe ich mir schon einmal angeschaut,
wie auch einige andere. Für Goldenes Gift bin ich den
Park in der Nacht abgelaufen, weil dort eine Szene
spielt. Ich musste schauen, wie die Lichtverhältnisse
sind, und wie alles im Detail aussieht.
Was würde Kieffer seinen Gästen vorsetzen, wenn
er ein „Festungsmenü“ entwerfen müsste?
Gute Frage. Wenn es realistisch sein soll, müsste man
vielleicht Zutaten verwenden, die man früher in der
Festung für den Fall einer Belagerung eingelagert hätte:
Pökelfleisch, Zwieback, Zwiebeln. Aber daraus kann
man vermutlich nur den entsetzlichen norddeutschen
Labskaus machen und das würde Kieffer seinen Gästen
nicht zumuten.
2021 ist Ihr mittlerweile schon 7. Xavier Kieffer
Kriminalroman Goldenes Gift erschienen. Der
erste, Teufelsfrucht, kam 2011 heraus. Woher
nehmen Sie die Inspiration für Ihre Geschichten
in dem doch eher beschaulichen und ruhigen
Luxemburg?
Das Gute an Luxemburg ist, dass aufgrund der
internationalen Institutionen und Banken zumindest
vorstellbar ist, dass dort alle möglichen Verbrechen
passieren. Insofern ist von Drogen bis Juwelenraub
eigentlich alles denkbar. Was mir ebenfalls hilft ist,
dass sich die Stadt sehr schnell wandelt. Deshalb gibt
es immer wieder neue Details, wie zum Beispiel den
Aufzug im Pfaffental, die man irgendwo einbauen kann.
Und dann natürlich die Topographie. Toll, wie viele
Orte es in Luxemburg gibt, von denen man Menschen
herunterstürzen kann. Aus Sicht eines Kriminalautors
beste Voraussetzungen!
Werden noch weitere Romane folgen?
Auf jeden Fall. Der achte Band ist bereits in Planung,
und ich kann mir vorstellen, dass danach weitere folgen.
Vorher erscheint Ende 2023 allerdings erst einmal ein
Thriller, der in Paris spielt – anno 1911.
Sie sind seit 2018 Ritter des luxemburgischen
Ordens der Eichenkrone. Wie kam es dazu? Haben
Sie auch einen kulinarischen Orden?
Dafür hat man mich vorgeschlagen, weil Xavier Kieffer
in gewisser Weise ein Botschafter Luxemburgs ist.
Viele deutsche Leser sagen mir, dass sie nach Lektüre
der Romane gleich mal einen Wochenendtrip ins
Großherzogtum gebucht haben. Ich habe mich über
die Ehrung auf jeden Fall sehr gefreut. Kulinarische
Ehrung steht noch aus, aber ich vermute, das wird auch
so bleiben. Ich koche mehr so für den Hausgebrauch.
Rieslingspaschtéit oder Huesenziwwi? Journalist
oder Schriftsteller?
Rieslingspaschtéit, weil meine Kinder das mit dem
Hasen im Topf vermutlich überhaupt nicht gut fänden.
Journalist ist ein abgeschlossenes Kapitel. Ich mache
nur noch Bücher, Bücher, Bücher.
Das Interview wurde
von Simone Feis durchgeführt. INTERVIEW