7 04 ‘ 2021 museomag
KUNSTHANDWERK IM ZWIESPALT:
LUXURIÖS ODER ERSCHWINGLICH?
Allein im Jahr 1929 – dies sei beispielhaft erwähnt,
um auf den Inhalt zurückzukommen – fanden in
Luxemburg drei Ausstellungen angewandter Kunst
statt, die unterschiedlicher nicht hätten sein können
und daher die Spannweite des Art déco im Groß-
herzogtum erahnen lassen. So flossen in die program-
matische Schau „Wie wohnen?“ Ideen des sozialen
Wohnungsbaus im deutschsprachigen Raum ein. Das
Berücksichtigen ökonomischer Aspekte und eine po-
sitive Einstellung gegenüber industrieller Fertigung,
basierend auf Überlegungen des 1907 in Deutschland
gegründeten Werkbunds und des 1919 etablierten
Bauhauses, prägten den modernen Stil der Zeit und
machten zeitgemäße Produkte für breitere Bevölke-
rungsschichten zugänglich.
In der Sezessionsausstellung konnte man 1929 hinge-
gen luxuriöse Schreiner- und Schmiedekunst bewun-
dern. Vor allem das mit einem Hauch Exotik umwehte,
von flirrenden Mustern bestimmte, an französische
Traditionen des 18. Jahrhunderts anknüpfende und
aus edlen Materialien hergestellte Kunsthandwerk
dieser Epoche begeisterte bereits 1925 auf der dem
Stil seinen Namen gebenden Exposition internatio-
nale des Arts décoratifs et industriels modernes in Paris
ein finanzkräftiges Publikum, trat von dort aus seinen NEUERSCHEINUNG