21 02 ‘ 2021 museomag
UMZUG
Räumlichkeiten relativ hell aber nicht praktisch und
noch kleiner als zuvor. Die Aussicht auf den Turm der
Sankt Michelskirche gegenüber machte dies ein wenig
wett. Es war ja nur eine Übergangszeit bis das neue
Atelier im Gebäude des Nationalarchivs bezugsfer-
tig war. Wegen des Platzmangels wurden sehr selten
Restaurierungen durchgeführt. Die Hauptaufgabe
meiner Bewohnerinnen bestand in der Supervision des
Umzugs des gesamten Objektbestandes vom alten
Kellerdepot im MNHA ins Dachgeschoss des National-
archivs auf dem Heilig Geist Plateau.
AUFBRUCH
Ich zog ein Jahr später in dem besagten Gebäude ein
und belegte ungefähr 100 Quadratmeter. Es gab viel
Platz und das Tageslicht erhellte den stattlichen Raum
mit den massiven geweißten Holzbalken durch kleine
Dachluken und seitliche Fenster. Hier hatte ich eine
sehr schöne Aussicht auf den Grund mit der Alzette.
Eine Klimaanlage erleichterte mir das Leben. Eine
Evolution der Annehmlichkeiten war schon zu spüren.
Perfekt war ich nicht, aber die Stimmung war gut.
Ich fühlte mich wohl und der Alltag nahm seinen Lauf.
Außer den Restauratoren und den Mitarbeitern vom
Museum erhielt ich gelegentlich Besuch von Prakti-
kanten und Studenten. Ich gewöhnte mich an meinen
Standort und erfuhr dann nach knappen 10 Jahren,
dass ich wieder eine neue Umgebung kennen lernen
würde, da ich ausziehen musste.
Ich war gespannt und freute mich auf den bevor-
stehenden Aufbruch, da ich mich außerhalb der Stadt
wiederum vergrößern konnte. Im Januar 2010 war es
dann soweit, ich zog ins neue Depot ein.
Ich war schnell enttäuscht über meine neue Bleibe.
Das Atelier war sehr geräumig, aber kalt und der Lärm
der Klimaanlage, die laut TüV Aussage „gut für eine Tief-
garage“ war, nervte. Das
Schlimmste war aber
für mich, dass ich auf
einmal im Dunkeln saß.
Kein einziges Fenster
gab es zu verzeichnen.
Es begann eine lange,
unangenehme Zeit in
der ich mich oft sehr
einsam fühlte. Diese
Stimmung drückte mir
aufs Gemüt. Die Situa-
tion verbesserte sich um einiges, als die Klimaanlage
aufbereitet und nach ein paar Jahren, ein Fenster in der
Büronische eingebaut wurde.
ES WERDE LICHT!
Anfangs gab es nur wenige Personen die mir Leben
einhauchten. Aber auch dieses änderte sich im Laufe
der letzten Jahre. Es gibt jetzt viel Bewegung, ver-
bunden mit einer gewissen Geräuschkulisse welche
konzentrierte Feinarbeit beachtlich erschwert.
Nun soll ich wieder umziehen, zum 4. Mal in dreißig
Jahren. Simone hat sich meine neue Bleibe ange-
sehen. Sie ist sehr geräumig. Ich habe endlich große
Fenster, die das Tageslicht einfallen lassen. Ein großer
Fortschritt für unser aller Moral. Platzmangel gibt es
nicht, um die Ausstattung des Ateliers unterzubringen
und ich werde mich zufrieden einleben können. Einen
letzten Wunsch hätte ich noch. Die Installation einer
professionellen Abzugshaube für Lösungsmittel. Somit
könnte im Raum auch ein Firnis gespritzt werden, ohne
dass die Gase der benötigten Chemikalien in meiner
Atmosphäre hängen bleiben und für Kopfschmerzen
sorgen.“Simone Habaru, eine langjährige Augenzeugin