10 museomag 04 ‘ 2020
EIN GROSSES POTENZIAL (1/2)
EINBLICKE IN DIE „BIBLIOTHÈQUE PRÉCIEUSE“ DES MNHA
Aus dem Nachlass Jules Klensch: Respublica Namurcensis, Hannoniae et Lutsenburgensis (1634)
Die Hauptaufgabe meines vierwöchigen Aufenthaltes
im MNHA bestand in der Katalogisierung der „Biblio-
thèque précieuse“, das bedeutet in der Erschließung
und Aufnahme der einzelnen Werke in die hausinterne
Datenbank MuseumPlus. Welche Arbeitsschritte dabei
vollzogen wurden und welche Schmuckstücke dabei
ans Tageslicht gelangten, verrät dieser kleine Beitrag.
GENESE EINER FUNDGRUBE
Wie die „Bibliothèque précieuse“ entstanden ist, bleibt
etwas ungewiss. Fest steht, dass eine Vielzahl an ver-
schiedenen Provenienzen auszumachen ist, dass die
Bücher also unterschiedlicher Herkunft sind. Somit ist
die „Bibliothèque précieuse“ erst nach und nach zu-
sammengetragen worden. In manchen Fällen findet
sich ein Hinweis, wie die Bücher ihren Weg ins MNHA
gefunden haben. Bei Schenkungen und Nachlass-
übernahmen wurden beispielsweise Personenname
und Datum der Akquisition in Form eines Stempels
vermerkt. Hier treten Persönlichkeiten auf, wie bei-
spielsweise der Journalist und Herausgeber der
Wochenzeitschrift „Luxemburger Illustrierte“ Jules
Klensch (†1949), der Geschichtsprofessor und Histo-
riker Paul Medinger (†1939) und der Lehrer und Na-
turwissenschaftler Félix Heuertz (†1947), der wiederum
Mitglied der „Société des naturalistes luxembourgeois“
(SNL) war. Manchmal geben auch Exlibris Aufschluss
darüber, in wessen Privatbibliothek das Buch einst ver-
weilte, darunter auch Erzbischöfe oder Notare. Ebenso
lassen Stempel – die im Übrigen immer Wesentliches
über die Archivgeschichte eines Dokumentes oder
Buches erzählen – oftmals einen vereinsgeschicht-
lichen Hintergrund erkennen. So treten z.B. die „Société
pour la recherche et la conservation des monuments
historiques dans le Grand-Duché de Luxembourg“,
die „Société archéologique de Luxembourg“, die
eben genannte SNL, das „Centre Alexandre
Wilhelm - Centre universitaire de Luxembourg“
oder die Buchgemeinschaft „LVB – Der Freundes-
kreis Luxemburg“ auf. In Einzelfällen liegt dem
Werk auch ein Zettel bei, der den abenteuerlichen
Akquisitionsweg dokumentiert.
©
éric chenal