23 01 ‘ 2020 museomag
SCHENKUNG
Mullers historiographische, naturhistorische, topogra-
phische, bibliographische, philosophische und theolo-
gische Entwürfe sind wichtige Etappen in der luxem-
burgischen Wissenschaftsgeschichte. Er erzählte die
Geschichte der Abtei Echternach, führte systematische
meteorologische Beobachtungen durch und dilettier-
te fächerübergreifend in einer historisch-statistischen
Erdbeschreibung und in Sachen Grundbesitz. Mullers
breites Werk umfasst ebenfalls sämtliche Größen von
knappen bibliographischen Miszellen in der Trierischen
Chronik über die „Quellen zur Kenntniss der Rechte
und Gewohnheiten des Herzogthums“ bis hin zu ei-
nem summarisch-chronologischem Verzeichnis herzo-
glich-luxemburgischer Verordnungen von Karl IV. bis
Franz II. Er schrieb über die „Familie der Wiltheime“
und „das Städchen Echternach“. „Ueber die zu Luxem-
burg im Monat August übliche Jahrmesse, Die Scha-
wer-Fouhr genannt“, hinterließ er „ein[en] Gedanke[n]“.
WEITVERZWEIGTE FAMILIEN
Muller war in seinem Streben auch ein leidenschaft-
licher Prosopograf und Ahnenforscher. Eifrig spürte
er seinen Eltern, Großeltern und sogar deren Täufern
nach: Sein Vater Johann Thomas Muller kam im Jahr
1712 als eines von elf Geschwistern auf die Welt. Un-
ser Muller war sein siebtes Kind, das ähnliche Wege
wie diejenigen seiner Brüder beschritt, wenngleich mit
anderem Ausgang. Mullers ältester Bruder Thomas
Albert (1748-1813) studierte Theologie. Die zweit- und
drittältesten Ludwig und Franz-Tobias Muller studier-
ten Theologie und Recht, wobei ersterer zurückgezo-
gen lebte und letzter Priester wurde. Beim Eintritt in
die Trierer Benediktinerabtei St. Maximin nahm Thomas
Albert den Ordensnamen Sanderad an. Dort ordne-
te er die Stiftsbibliothek und setzte sich im Jahr 1808
virulent gegen die „Misshandlung der Altherhümer,
Kunstwerke, und wissenschaftlicher Gegenstände“ ein.
Silhouette Michel-François-Joseph Mullers (1762-1848) mit der Bildunterschrift MiCHAEL FRANC[ISCUS].IOS[EPHUS]. MÜLLER
Treviris natus anno 1762.