Full text: MuseoMag 2020_01

18 museomag   01 ‘ 2020 
EINE ANTIQUITÄT AUS TROPENHOLZ 
UND RESOPAL (1/2) 
DAS MNHA ERWIRBT EINEN ESSZIMMERTISCH VON NICOLAS ROB AUS HOLLERICH 
Nicolas Rob (1922-2012) übernahm 1957 die Schreinerei 
und Möbelwerkstatt seines Vaters und Onkels, sieben 
Jahre nachdem er die Meisterprüfung abgelegt hatte. 
Das Nationalmuseum konnte 2018 sein Meisterstück 
aus Familienbesitz erwerben: eine formal reduzierte 
Kommode mit modernen Materialkombinationen, die 
jedoch vor allem durch das edle Rio-Palisander-Holz 
(Dalbergia Negra) besticht, mit dem das Möbel innen 
und außen furniert wurde. Schon damals wurde nicht 
nur das Interesse an praktischem Design des jungen 
Schreiners deutlich, sondern auch seine Liebe zum 
Material Holz sowie sein kunsthandwerkliches Können. 
HERMAN MILLER-MÖBEL AUS DER 
SCHWEIZ 
Rob nutzte die Zeit vom Ende seiner Ausbildung bis 
zur Übernahme des Familienbetriebes für Reisen nach 
Italien, in die Schweiz, nach Frankreich, Holland und 
Deutschland sowie zum Studieren von modernem 
Möbeldesign. Er ließ sich, wie er selbst es in seiner 
Eröffnungsrede formulierte, von dem Gesehenen inspi- 
rieren und wollte fortan „nei Formen, gepuert matt 
engem gude Fong fun onsem soliden Schreinerkônnen 
an Aklang brengen“. 
Zu der Geschäftsidee kam N. Rob, laut seiner Familie, 
durch eine Autopanne in Belgien. Die amerikanische 
Gattin des aufgesuchten Werkstattbetreibers war im 
Besitz des mittlerweile zum Designklassiker gewor- 
denen, aber damals neuen „Lounge Chair“ sowie des 
dazugehörigen gepolsterten Hockers. Der Sessel 
war das Resultat jahrelanger Entwicklungsarbeit von 
Charles (1907-1978) und seiner Ehefrau Ray Eames 
(1912-1988). 1956 brachte ihn die amerikanische Möbel- 
firma Herman Miller auf den Markt. Rob war so be- 
geistert von seiner Entdeckung, dass er sich direkt um 
eine Möglichkeit bemühte, Herman Miller-Möbel in 
Luxemburg zu vertreiben. Kein einfaches Unterfangen, 
denn er konnte die Möbel zunächst nur bei dem 
Schweizer Unternehmen Vitra beziehen, das 1957 die 
alleinigen Fertigungs- und Vertriebsrechte für Eames- 
und Nelson-Produkte in Zentraleuropa erhalten hatte. 
Rob ließ sich durch die hohen Einfuhrzölle nicht beir- 
ren. Erst 1962 entspannte sich die Situation, da mit der 
Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Hermann 
Miller AG Basel für Zentraleuropa Handelshürden ab- 
Der Lounge Chair mit Ottoman von Eames stand am Anfang der Neuausrichtung der Traditionsschreinerei seit 1957. Im Möbel- 
geschäft Rob wurden eigene Schreinerarbeiten und amerikanische Designmöbel angeboten. 
© 
photothèque 
de 
la ville 
de 
luxembourg 
/ 
édouard 
kutter
	        
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