24 museomag 04 ‘ 2015
Als Abschluss der Konferenzserie zur Ausstellung
„Mumien – Der Traum vom ewigen Leben“ wird Marc
Bruck, Apotheker in Redange/Attert, eine Konferenz
über den historischen medizinischen Gebrauch von
Mumien halten. Wir haben mit ihm gesprochen.
Interview.
1. NACH SO VIELEN JAHRHUNDERTEN, IN DENEN
DIE MUMIE EIGENTLICH IN IHREM MEDIZINISCHEN
GEBRAUCH AN BEDEUTUNG VERLOREN HAT,
SOLLTE DOCH ALLES DARÜBER BEKANNT SEIN?
„In der Tat, so ist es, zumindest was den Stellenwert
der ägyptischen Mumie in der Geschichte von Medizin
und Pharmazie angeht – es gibt aber immer noch
neue Erkenntnisse zur Mumie des Paracelsus und
seiner Nachfolger. Darauf wird die Konferenz natürlich
besonders eingehen.“
2. PARACELSUS?
„Ja. Paracelsus, Croll, Goclenius und van Helmont, um
nur diese zu erwähnen. Es gab einen jahrzehntelangen
Disput zwischen den Protagonisten der Waffensalbe
und dem luxemburgisch/belgischen Jesuiten Roberti,
um dieses eigentümliche Heilmittel das u.a. Mumia,
Menschenblut und Menschenfett enthielt.
Dieser heftige „Gedankenaustausch“ in Form von
Pamphleten und Büchern hielt das ganze geistliche
und wissenschaftliche Europa für lange Zeit im Bann...
bis die Inquisition sich einmischte!
Es ging um mehr: nämlich um die Frage, wer,
zwischen Kirche und Wissenschaft, die Deutungshoheit
über medizinische und wissenschaftliche „Phänomene“
hatte - es war die Zeit des Galileo Galilei.“
3. WÜRDEN SIE MUMIA VERA VERKAUFEN?
„Angeboten und verkauft wird in der Apotheke was
vom Arzt verschrieben wird, vom Gesetzgeber als recht
empfunden wird und nicht zuletzt was vom Patienten/
Kunden gewünscht wird. Ethisch ist der Gebrauch von
Mumia vera wohl kaum zu vertreten, daher: Nein! Aber
damals galt: „Der Zweck heiligt die Mittel“.“
4. GAB ES NUR ÄGYPTISCHE MUMIEN?
„Nein. Auf nahezu allen Kontinenten kannten
Menschen Mumien von Mensch und Tier, aber
nur für Mumien aus dem vorderasiatischen bis
“DER
ZWECK HEILIGT DIE MITTEL“
MARC BRUCK, LUXEMBURGISCHER APOTHEKER, SCHLIESST AM 7. JANUAR
DIE VORTRAGSREIHE ZUR „MUMIENAUSSTELLUNG“ AB.
Einblick in die Wunderkammer des Apothekers Marc Bruck in Redange / Attert.
©
éric chenal