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(Cilurnum) in Britannien 27. Das gilt sogar für die plastische
Wiedergabe des Rhenus, also des wichtigsten in der Region
präsenten Flusses. Einzige Ausnahme bildet möglicherweise
die Statue des Okeanos aus Bandorf bei Remagen, bei der
allerdings der Aufstellungskontext nicht bekannt ist. Für
die Ausstattung einer Villa wirkt sie fast zu unbeholfen und
überdies handelt es sich wegen des Delphins – wie Rainer
Vollkommer zeigte – nicht um die Verkörperung eines Flus-
ses 28. Größerer Beliebtheit erfreuten sich offenbar die Bilder
von Nymphen 29. Vielmehr gehörten Bilder von Flussgöttern
in den Provinzen eher in andere Kontexte. Aufschlussreich
dafür ist etwa das Bild des Nil, das ein Kollegium der Bäcker
in Igabrum bei Cordoba in Spanien aufstellte 30. Offenbar er-
innert die Statue an das Land mit den reichen Getreideernten
und somit an das Glück der Handwerkszunft. Im Übrigen
begegnen Bilder von Flussgöttern in den Nordwestprovinzen
häufiger in der Ausstattung von Mithrasheiligtümern 31.
Vorerst also bildet das Beispiel in Mersch allein schon von
der Größe der Figur des Flussgottes eine Ausnahme. Offen-
bar entspricht also im Konzept der Ausstattung die Länge des
Wasserbeckens der Gestalt des Flussgottes, so dass insgesamt
ein anspruchsvolles Ensemble entstanden ist. Es ist vielleicht
kein Zufall, dass zumindest die Skulptur in einer Zeit verfer-
tigt wurde, in der offenbar jener Flamen für den Ausbau der
Villa gesorgt hat, der später in einem aufwendigem Grabmal
in der Umgebung beigesetzt wurde (Abb. 5). Er stammte nach
den Überlegungen von Jean Krier und Lothar Schwinden
aus dem einheimischen Umfeld 32. Sein Name ist allerdings
derzeit nicht bekannt. Er muss aber, nach seiner Karriere zu
urteilen, dem Ritterstand angehört haben und besaß damit
gewiss auch gute Kontakte zum Zentrum des Reiches nach
Italien oder Rom. Was ihn oder ein Mitglied seiner Familie
bewogen haben mag, als Schmuck der Villa das Bild des Nil zu
wählen, bleibt zwar unbekannt, das Beispiel des Flussgottes
Abb. 5 Topographie von Mersch mit dem Standort der römischen Villa „op Mies“ und der Fundstelle der Steinblöcke des Grabdenkmals auf der „Mëchelsplaz“
(© Administration du Cadastre et de la Topographie / MNHA).