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hin ausgestreckt. Die unterschiedlichen Formate der Bild
felder haben sicherlich einige Abweichungen nach sich gezo-
gen. Es zeigen sich aber vor allem Unterschiede im Gehalt.
Die Szene auf der Basis im Vatikan zeichnen Eigenheiten
aus, die etwa mit der Kleidung der Frau oder der Statue ei-
ner Göttin hinter dem Mann sakral gefärbte Konnotationen
enthalten. Dazu passt die karge Landschaft mit einem Felsen
und einem Baum ohne Blätter. Der Mann erhält geradezu
philosophische Züge, wie sein Kopf mit dem Bart zeigt, und
auch die Art, wie er auf einem Felsklotz sitzt, erinnert an ent-
sprechende Bilder von Denkern auf ihren
Ehrensitzen 12.
Das
Tondo von Echternach betont hingegen die Welt des Hirten.
Der Mann hockt auf dem Boden und hinter ihm erscheint
ein Baum in vollem Laub, an dem eine Ziege empor klettert,
um die Blätter zu fressen (Abb. 2).
Vergleichbare Unterschiede prägen übrigens auch die Wie-
dergaben des anderen genannten Motivs. Auf der Basis steht
die Gruppe von Mutter und Kitz beherrschend im Zentrum
(Abb. 4), auf der Lampe werden sie proportional deutlich klei-
ner wiedergegeben (Abb. 5). Die Frau sitzt einmal auf einem
Felsen und dabei wird in der Entblößung des Oberkörpers
und der Angabe des Brustbandes ihrer Körperschönheit her-
vorgehoben. Das andere Mal hockt sie auf dem Boden. Ob-
wohl auch hier das Brustband zu sehen ist, wird nicht ganz
klar, ob sie nicht darüber ein Obergewand trägt, denn auf
dem Oberarm sind Linien vielleicht eines Saumes zu erken-
nen. Hinter dem Mann erscheint überdies auf der Basis die
Wiedergabe einer Statue des Herakles mit Fell und Keule.
Für die Unterschiede können wiederum nicht allein die un-
terschiedlichen Formate geltend gemacht werden, sondern
sie belegen vor allem Differenzen im Gehalt.
Die Darstellungen auf der Basis, wie auf den Zeugnissen der
Kleinkunst, heben auf das ländliche Glück ab und überhö-
hen allein schon in der Zusammenstellung der Motive die
Arbeit der Hirten. Sie wird verklärt zum Einklang mit der
Natur und der Inspiration durch ihre Wesen. Das gilt für
beide Seiten, die möglicherweise ursprünglich als Komposi-
tion eine Einheit bildeten. Das jugendliche Paar schaut auf
das Tierglück und vermag es auf sich selbst zu übertragen.
Die Nymphe, die dem alten Hirten hilft, erhält geradezu die
Abb. 4 Wie Abb. 3, gegenüberliegende Nebenseite (Foto DAI Rom 67.707).