Full text: Empreintes 01

50 
hin ausgestreckt. Die unterschiedlichen Formate der Bild 
felder haben sicherlich einige Abweichungen nach sich gezo- 
gen. Es zeigen sich aber vor allem Unterschiede im Gehalt. 
Die Szene auf der Basis im Vatikan zeichnen Eigenheiten 
aus, die etwa mit der Kleidung der Frau oder der Statue ei- 
ner Göttin hinter dem Mann sakral gefärbte Konnotationen 
enthalten. Dazu passt die karge Landschaft mit einem Felsen 
und einem Baum ohne Blätter. Der Mann erhält geradezu 
philosophische Züge, wie sein Kopf mit dem Bart zeigt, und 
auch die Art, wie er auf einem Felsklotz sitzt, erinnert an ent- 
sprechende Bilder von Denkern auf ihren 
Ehrensitzen 12. 
Das 
Tondo von Echternach betont hingegen die Welt des Hirten. 
Der Mann hockt auf dem Boden und hinter ihm erscheint 
ein Baum in vollem Laub, an dem eine Ziege empor klettert, 
um die Blätter zu fressen (Abb.	2). 
Vergleichbare Unterschiede prägen übrigens auch die Wie- 
dergaben des anderen genannten Motivs. Auf der Basis steht 
die Gruppe von Mutter und Kitz beherrschend im Zentrum 
(Abb.	4), auf der Lampe werden sie proportional deutlich klei- 
ner wiedergegeben (Abb.	5). Die Frau sitzt einmal auf einem 
Felsen und dabei wird in der Entblößung des Oberkörpers 
und der Angabe des Brustbandes ihrer Körperschönheit her- 
vorgehoben. Das andere Mal hockt sie auf dem Boden. Ob- 
wohl auch hier das Brustband zu sehen ist, wird nicht ganz 
klar, ob sie nicht darüber ein Obergewand trägt, denn auf 
dem Oberarm sind Linien vielleicht eines Saumes zu erken- 
nen. Hinter dem Mann erscheint überdies auf der Basis die 
Wiedergabe einer Statue des Herakles mit Fell und Keule. 
Für die Unterschiede können wiederum nicht allein die un- 
terschiedlichen Formate geltend gemacht werden, sondern 
sie belegen vor allem Differenzen im Gehalt. 
Die Darstellungen auf der Basis, wie auf den Zeugnissen der 
Kleinkunst, heben auf das ländliche Glück ab und überhö- 
hen allein schon in der Zusammenstellung der Motive die 
Arbeit der Hirten. Sie wird verklärt zum Einklang mit der 
Natur und der Inspiration durch ihre Wesen. Das gilt für 
beide Seiten, die möglicherweise ursprünglich als Komposi- 
tion eine Einheit bildeten. Das jugendliche Paar schaut auf 
das Tierglück und vermag es auf sich selbst zu übertragen. 
Die Nymphe, die dem alten Hirten hilft, erhält geradezu die 
Abb.	4		Wie Abb. 3, gegenüberliegende Nebenseite (Foto DAI Rom 67.707).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.