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Das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst konnte
2005 zwei wichtige profane Werke aus Luxemburger Gold-
schmiedewerkstätten erwerben. Es ist dies ein nicht hoch
genug einzuschätzendes Resultat der Ausstellung „Trésors
insoupçonnés. Orfèvrerie ancienne au Luxembourg“, die
vom 30. September 2004 bis zum 16. Januar 2005 gezeigt
wurde. Diese bot erstmals die Möglichkeit, sich einen um-
fassenden Überblick über die hierzulande vom 17. bis zum
frühen 19. Jahrhundert entstandenen Goldschmiedearbeiten
zu
verschaffen.1
Da die Kirche der wichtigste Auftraggeber für das künstle-
rische Schaffen des Landes war, standen sakrale Arbeiten
im Vordergrund der Ausstellung. Begründet liegt dies darin,
dass auf dem Gebiet des heutigen Luxemburg seit Ende des
14. Jahrhunderts im Grunde keine fürstlichen Auftraggeber
mehr ansässig
waren.2
Die einzige Ausnahme bildete der
Luxemburger Gouverneur Graf Peter Ernst von Mansfeld
(1517-1604), der sich seit 1563 vor den Toren der Stadt ein Re-
naissanceschloss errichten ließ, zu dessen Ausstattung auch
zahlreiche Goldschmiedarbeiten zählten. Von diesem Silber-
schatz hat sich, soweit heute bekannt, nur ein Stück erhalten.
Bei dem Renaissancepokal, der vermutlich Anfang des 18.
Jahrhunderts in ein Ziborium umgearbeitet worden ist, han-
delt es sich aber nicht um eine Luxemburger
Produktion.3
Das
Ziborium befindet sich seit 2006 als Leihgabe im National-
museum.4
Auch die vermutlich zahlreichen Geschenke an
Mansfeld, darunter Goldschmiedearbeiten, rühmten sich
sicherlich meist anderer Herkunft. Anhand archivalischer
Quellen weiß man z. B. von Geschenken des portugiesischen
Hofes an die Gattin Mansfelds, Marie de Montmorency. Sie
erhielt im Jahre 1565 „un flacon en or de manufacture orientale
incrusté de plusieurs pierres précieuses, ainsi qu’une bague avec un
gros diamant d’une valeur estimée à cinq mille ducats.“
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Es ist
jedoch nicht auszuschließen, dass auch Luxemburger Gold-
schmiede für Mansfeld tätig waren und einige der 1607 von
René de Chalon, einem Enkel Mansfelds, aus dem Nach-
lass seines Großvaters veräußerten Wertgegenstände aus
heimischer Produktion stammten. Darunter befanden sich
Zwei repräsentative Silberarbeiten Luxemburger Herkunft
Ulrike Degen
Abb. 1 Olivenlöffel von J. M. Wunderlich, Musée national d’histoire et d’art
Luxembourg, 2005-021/001 (© MNHA).