Full text: Empreintes 01

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Die Ortschaft Niedercolpach (Colpach) liegt nur wenige 
Meter von der belgisch-luxemburgischen Grenze entfernt, in 
einem flachen Tal am Übergang vom Öslinger Schiefergestein 
zum Gutland, das vom Bach „Colpach“ durchflossen wird. 
Vom geologischen Standpunkt aus gesehen, gehört Colpach 
noch zum Tal der Attert. Der Ort liegt in einer ländlichen 
Gegend, die vorwiegend landwirtschaftlich genutzt wird. 
Die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft Colpach im 
Jahre 1191 (Liez 1886, Hess 1978, 1980, Krier/ Koltz 1975) 
ist äußerst umstritten, weniger die Beglaubigung einer Schen- 
kung eines Teils des Zehntens im Jahre 1222 an die Abtei 
Orval. Die Herrschaft Colpach taucht dagegen erst 1303 
in den Geschichtsquellen auf, als Graf Heinrich VII. von 
Luxemburg Nicolas de Guéreldinge, genannt Morlevay, mit 
seinen Gütern zu Colpach 
belehnt 1. 
Über das Aussehen dieses Herrensitzes informiert uns ledig- 
lich eine kleine Notiz – leider ohne Quellenangabe – im Bur- 
genbuch von T. Krier und J. Koltz (Krier/Koltz 1975, 96). Sie 
zitieren einen Akt von 1682, in dem von einem „Haus mit 
Wassergraben“, sowie einer „Vorburg mit Scheune, Ställen 
und Schafställen“ die Rede ist. 
Die Besitzer der Herrschaft kommen in der Folge kaum über 
das Niveau von Kleinadel bzw. mittlerem Adel 
hinaus 2. 
Ge- 
gen 1740 ließ die von 1628 bis 1817 in Colpach ansässige 
Familie von Pfortzheim das Schloss neu 
errichten 3. 
Im dar- 
auffolgenden Jahrhundert beginnt die kulturelle Glanzzeit 
Colpachs, denn das Anwesen ist heute vor allem durch solche 
illustre Namen wie Michael de Munkascy, Franz Liszt, Émile 
Mayrisch und seine Frau Aline de Saint-Hubert bekannt. 
Weitere Umänderungen und Erweiterungen ließen im 19. Jh. 
das heutige Schloss und den Park entstehen, welches 1947 
testamentarisch dem Roten Kreuz vermacht wurde. Seither 
ist das Gut Colpach Sitz der Stiftung Émile Mayrisch und 
dient als Genesungsheim (Abb.	1). In diesem Zusammenhang 
legte man in den 50er Jahren des 20. Jh. die ehemaligen Stal- 
lungen und Nebengebäude des alten Anwesens nieder und 
errichtete an ihrer Stelle einen Hospitalkomplex. 
Aufgrund dieser z. T. grossflächigen Umbauten in den 
1950er Jahren war man bei der Planung eines Neubaus an 
dieser Stelle davon ausgegangen, dass sich keine Reste des 
alten Herrensitzes erhalten hätten. Der Notiz im Burgen- 
buch von Krier und Koltz ist es aber zu verdanken, dass die 
Verantwortlichen des Roten Kreuzes beim Nationalmuseum 
vorstellig wurden, nachdem das Neubauprojekt nach über 
10-jähriger Planungsphase im Spätherbst 2005 akut wurde. 
Die Sorge der Verantwortlichen war, dass durch unvorher- 
gesehene Funde während der Bauarbeiten das Projekt noch 
weiter in Verzug geraten würde. 
Bereits der erste Besuch der Museumsverantwortlichen vor 
Ort im Dezember 2005 ließen allerdings erste Zweifel am 
Alter eines Gebäudeteiles aufkommen, welches sich trotz 
modernen Putzes allzu urtümlich von den anderen Gebäu- 
deflügeln aus den 50er Jahren abhob (Abb.	2). 
Eine	(un)bekannte	Wasserburg	zu	Colpach-Bas	 
Christiane	Bis-Worch,	Oliver	Haffner,	Robert	Wagner 
Abb.	1  Das heutige Schloss (© MNHA). 
 1 
 In der Belehnungsurkunde heißt es : „comme masure ... en la ville et en finage 
de Cotlebach la desoutraine“. Im Umkehrschluss zeigt sich darin aber auch, 
dass das Gut bis dahin Königsgut gewesen ist (LIEZ 1886, 8f.). 
 2 
 LIEZ gibt einen detaillierten Überblick über die familiären Beziehungen und 
über den Werdegang bis in das 19. Jh. hinein. 
 3 
 Von diesem Neubau zeugen eine take im Kamin des Hauptraums des neuen 
Schlosses mit der Jahreszahl 1736 und ein Portal mit der Jahreszahl 1747. 
Letzteres könnte u.U. den Abschluss der Bauarbeiten angeben. 
 4 
 Es sei an dieser Stelle Herrn Jean-Claude MÜLLER für die Besorgung einer 
Kopie bei der alten Gemeindeverwaltung gedankt.
	        
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