Full text: Roger Bissière

Was die Sensibilität und die bildwirkende Einbildungskraft an- 
geht, welche die Natur solcher Schöpfung ausmachen, so sind sie 
ebenso fein wie herzlich. Bei Bissiere gibt es keine Härte, keine 
Schwere, und auch keinen Stolz. Nicht zufällig hat er „den kleinen 
Bruder von Assısı“ zitiert, dessen Sonnensang er übrigens illu- 
striert hat, in einer Serie erregender Graphiken. Ein warmer und 
ernster Lyrismus hat in seinen Werken Gestalt angenommen, aber 
ohne Emphase und lautes Gebaren. Selbst in dem Journal, das 
er von 1962 bis 1964 nach dem Tod seiner Frau malt, drückt er 
nur mit Zurückhaltung aus, was ihm das Herz zerreißt, zieht er 
das geflüsterte Wort den Stimmausbrüchen vor. 
„Es gibt welche“, so hat er eines Tages geschrieben, „die sich 
unter die Agide von Pascal, Bergson oder Sartre stellen. Das macht 
einen seriôsen Eindruck. Ich für meinen Teil fühle mich wohler im 
Schatten von Edith Piaf‘. Fassen wir es so auf, daf er der rührenden 
Vertraulichkeit mehr Wert zuschreibt als der ambitiösen Rhetorik. 
Das steht dem nicht ım Wege, daß er malt nicht um sich simplen 
Ergüssen hinzugeben, sondern um komplexe, raffinierte Werke zu 
schaffen, Werke voll von Dichtigkeit und Poesie. 
Joseph-Emile MULLER 
(Übertragung: C. Schweicher)
	        
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