in seine Empfindsamkeit wie ein Stempel eingedrückt hat. Er be-
zeugt, mit welcher Inbrunst ihre Gegenwart oder ihre Erinnerung
seine Seele erfüllt. Da sind Grüntöne, die keine Kleider von Pflan-
zen oder Bäumen sind, aber Gärten, weite Wiesen, ganze Wälder
evozieren. Einmal ist es junge, frühlingshafte Natur, übervoll vom
steigenden, säuerlichen Saft, andere Male eine Natur von jener
Frische, mit welcher der Regen sie gesättigt hat, dann lebensvolle
oder von Sommersonne ausgereifte Natur. Da ist kein gepflügter
Boden, aber die Brauntöne bringen uns den Acker in Erinnerung
und rufen gleichzeitig Baumstümpfe oder rustikale, die Patina von
Jahrhunderten tragende, Möbel auf. Da sind Grautöne, die sich unter
der Wirkung des Sonnenaufgangs allgemach aufhellen, und andere,
in deren Tiefe das Schweigen der Abenddämmerung niedersinkt. Es
kommt vor, daß der Bildtitel die Realität anzeigt, auf die der Maler
anspielt, aber es gibt auch die Fälle, wo er nur den Farbakkord
bezeichnet, der in der Bildfläche die Herrschaft hat; wo er dem
Betrachter keinerlei Handhabe gibt, ihm keinerlei Interpretation
suggeriert. Nichtsdestoweniger haben wir es in beiden Fällen mit
der gleichen Art Malerei zu tun, und das gilt um so mehr als kein
Bildtitel imstande ist, den ganzen Gehalt des Bildes zu fassen. Was
diese und jene Werke uns in einer bis zum Ende getriebenen Analyse
entdecken lassen, das sind Sensationen und Sentiments in ihrer Ver-
wandlung in picturale Schöpfung; mit allem, was dazu an Neue-
rung, Unvorhergesehenem, Unaussprechbarem gehört.