Amor überrascht Psyche bei Nacht

um 1590 | 4. Viertel 16 JahrhundertÖl auf LeinwandH x L: 152.5 x 199.2 cm

Dieses 2008 mit Unterstützung der Gesellschaft der Museumsfreunde erworbene Gemälde gehört zweifelsohne zu den wichtigsten Ankäufen des letzten Jahrzehnts. Es ist Teil einer Reihe dramatischer Kompositionen in ungewöhnlich monumentalem Format, mit denen Abraham Bloemaert und seine Kollegen Cornelis van Harlem und Joachim Wtewael das Publikum um 1590 in Erstaunen versetzten, indem sie mit einem Geniestreich den Manierismus in die niederländische Malerei einführten.

Das Sujet ist nicht der antiken Mythologie im engeren Sinne entlehnt, sondern einer Sage aus der Spätantike, die im 4. und 6. Buch der Metamorphosen des Apuleius wiedergegeben wird: Die wunderschöne Psyche hatte die Eifersucht der Göttin Venus geweckt, die ihren Boten Amor bzw. Cupido zu ihr schickte, um sie dazu zu bringen, sich in einen elenden Sterblichen zu verlieben. Amor verliebte sich jedoch selbst in Psyche und entführte sie. Er besuchte sie nur nachts und verbot ihr, ihn anzusehen. Eines Nachts, als er schlief, überraschte ihn Psyche jedoch im Schein einer Lampe. Ein Tropfen kochenden Öls, der auf den Gott fiel, weckte diesen. In seiner Wut verstieß er seine Geliebte, die fortan ohne Unterlass auf der Suche nach ihrem Geliebten durch die Welt irren musste.

Bloemaert wählte dieses Sujet sicherlich auch wegen der Herausforderung, die eine großformatige weibliche Aktdarstellung bedeutete. Seine Psyche-Figur basiert auf einer plastischen Idee Leonardos, die von Pontormo vollendet wurde und sich heute in den Uffizien in Florenz befindet. Die antike Vorlage, die „Schlafende Ariadne“ – eine nach einem hellenistischen Original angefertigte Kopie aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die heute in den Vatikanischen Museen aufbewahrt wird –, wurde 1512 von Papst Julius II. in der Mitte eines Brunnes in den Gärten des Belvedere aufgestellt. Sie wurde um 1540 nach Abgüssen Primaticcios für König Franz I. in Bronze gegossen. Es ist durchaus möglich, dass Bloemaert diese Arbeit während seines dreijährigen Aufenthaltes in Frankreich (1583-1586), der ihn auch nach Paris und Fontainebleau führte, kennenlernte. Die künstlerische Verbindung zwischen unserem Gemälde und Primaticcios Werkstatt in Fontainebleau ist auf jeden Fall unverkennbar.

Text | CC BY-NC | Michel Polfer

Dieses 2008 mit Unterstützung der Gesellschaft der Museumsfreunde erworbene Gemälde gehört zweifelsohne zu den wichtigsten Ankäufen des letzten Jahrzehnts. Es ist Teil einer Reihe dramatischer Kompositionen in ungewöhnlich monumentalem Format, mit denen Abraham Bloemaert und seine Kollegen Cornelis van Harlem und Joachim Wtewael das Publikum um 1590 in Erstaunen versetzten, indem sie mit einem Geniestreich den Manierismus in die niederländische Malerei einführten.

Das Sujet ist nicht der antiken Mythologie im engeren Sinne entlehnt, sondern einer Sage aus der Spätantike, die im 4. und 6. Buch der Metamorphosen des Apuleius wiedergegeben wird: Die wunderschöne Psyche hatte die Eifersucht der Göttin Venus geweckt, die ihren Boten Amor bzw. Cupido zu ihr schickte, um sie dazu zu bringen, sich in einen elenden Sterblichen zu verlieben. Amor verliebte sich jedoch selbst in Psyche und entführte sie. Er besuchte sie nur nachts und verbot ihr, ihn anzusehen. Eines Nachts, als er schlief, überraschte ihn Psyche jedoch im Schein einer Lampe. Ein Tropfen kochenden Öls, der auf den Gott fiel, weckte diesen. In seiner Wut verstieß er seine Geliebte, die fortan ohne Unterlass auf der Suche nach ihrem Geliebten durch die Welt irren musste.

Bloemaert wählte dieses Sujet sicherlich auch wegen der Herausforderung, die eine großformatige weibliche Aktdarstellung bedeutete. Seine Psyche-Figur basiert auf einer plastischen Idee Leonardos, die von Pontormo vollendet wurde und sich heute in den Uffizien in Florenz befindet. Die antike Vorlage, die „Schlafende Ariadne“ – eine nach einem hellenistischen Original angefertigte Kopie aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die heute in den Vatikanischen Museen aufbewahrt wird –, wurde 1512 von Papst Julius II. in der Mitte eines Brunnes in den Gärten des Belvedere aufgestellt. Sie wurde um 1540 nach Abgüssen Primaticcios für König Franz I. in Bronze gegossen. Es ist durchaus möglich, dass Bloemaert diese Arbeit während seines dreijährigen Aufenthaltes in Frankreich (1583-1586), der ihn auch nach Paris und Fontainebleau führte, kennenlernte. Die künstlerische Verbindung zwischen unserem Gemälde und Primaticcios Werkstatt in Fontainebleau ist auf jeden Fall unverkennbar.

Text | CC BY-NC | Michel Polfer

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