Der heilige Hieronymus und der heilige Franz von Assisi
1485 - 1490Tempera auf HolzH x L x P: 95 x 60.5 x 2 cm
Diese beiden Tafeln gehörten wahrscheinlich zu einem Flügelaltar, der um 1485 - 1490 für ein bis heute nicht ermitteltes Franziskanerkloster angefertigt wurde und der Jungfrau Maria sowie dem heiligen Franziskus geweiht war. Die Tafeln zeigen links den heiligen Bernhard von Siena sowie Johannes den Täufer und rechts den heiligen Hieronymus und den heiligen Franz von Assisi. Die anderen Tafeln des Altars befinden sich im Musée des Beaux-Arts in Dijon sowie im Waddesdon Manor in England.
Giovanni Ambrogio Bevilacqua zählt zu den Vertretern der ersten lombardischen Malerschule und arbeitete vor allem in Mailand und Umgebung. Er war vermutlich ein Schüler Vincenzo Foppas, wobei er jedoch auch von Bernardino Butinone und Ambrogio da Fossano beeinflusst war. Man geht davon aus, dass er um 1460 geboren wurde; er wird erstmals 1481 in einem Malerregister in Mailand erwähnt. Das letzte von ihm signierte Werk stammt aus dem Jahr 1502, doch ist er noch in den Quellen für das Jahr 1512 belegt.
Bevilacqua distanzierte sich allmählich von der gotischen Tradition, um sich dem berühmten Renaissancebaumeister Bramante zuzuwenden. Obwohl er bei der Ankunft Leonardo da Vincis in Mailand war, wurde er offensichtlich nicht von ihm beeinflusst. Seine Gemälde sind vielmehr von der besonderen Vorliebe für überreiches Dekor gekennzeichnet, die man am Hof der Sforza in Mailand und vor allem beim Meister der Pala Sforzesca beobachten kann. Die auf unseren beiden Tafeln im Hintergrund erkennbare Architektur zeugt hingegen ganz klar vom Einfluss Bramantes und seiner ersten Kirche, Santa Maria presso San Satiro in Mailand.
Die Gemälde wurden während der Nazibesatzung bei einem Luxemburger Sammler für das Führermuseum in Linz erworben, 1946 an das Großherzogtum Luxemburg restituiert und in die Museumsbestände überführt.
Text | CC BY-NC | Michel Polfer