Mosaik von Vichten
um 240 | 2. Viertel 3 JahrhundertMarmor; Kalk; Grès (céramique); Quarz; Terrakotta; SandH x L: 10.36 x 5.92 m
Bei Terrassierungsarbeiten auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Vichten wurde im Frühjahr 1994 eine große gallo-römische Villa entdeckt. Die Ausgrabungen eines kleinen Teils der Anlage förderten im Frühjahr 1995 ein prachtvolles, hervorragend erhaltenes buntes/polychromes Mosaik zutage. Auf einer Fläche von 61,3 m2 (10,36 x 5,92 m) schmückte es den Fußboden im Empfangsraum der Villa.
Auf dem Mosaik fallen die rein dekorative Elemente, wie die Zierstreifen aus Flechtwerk und Rankenornamenten und die abgerundeten Swastiken mit endlosen Knoten im Zentrum, ins Auge. Die dekorativen Elemente bilden den Rahmen für acht oktogonale Medaillons, die axial um ein zentrales ebenfalls oktogonales Medaillon herum angeordnet sind. Die erhabene Gesamtkomposition zeigt Homer mit den neun Musen. In den peripheren Bildfeldern ist je eine Muse dargestellt – und zwar in der Reihenfolge, wie sie der griechische Dichter Hesiod um 700 v. Chr. festlegte: Klio, die Muse der Geschichtsschreibung, Euterpe, die Muse der Musik und der Lyrik, Thalia, die Muse der Komödie, Melpomene, die Muse der Tragödie, Terpsichore, die Muse des Tanzes und der Chorlyrik, Erato, die Muse der Liebesdichtung, Polyhymnia, die Muse des Chorgesangs und der Harmonie und Urania, die Muse der Astronomie. Im mittleren Medaillon befinden sich schließlich der Dichterfürst Homer und Kalliope, die Muse der epischen und elegischen Dichtung.
Sowohl die Figuren, Kostüme und Attribute als auch die lateinischen Namen wurden sorgfältig und detailreich abgebildet.
Das Mosaik ist ein wahres Meisterwerk. Es gehört zu den schönsten Darstellungen des Themas der „Neun Musen“ und lässt den Auftraggeber als philosophisch und literarisch interessierten Kulturkenner erscheinen.
Text | CC BY-NC | Fabienne Pietruk