Full text: Les époques gallo-romaine et mérovingienne au Musée d'Histoire et d'Art Luxembourg. Gallo-Römische und Fränkische Abteilung. Gallo-Roman and Frankish Antiquities. Guide illustré

wirsch drein; die Göttin Rosmerta (21) teilte einst mit ihrem Gefähr- 
ten Merkur ein Heiligtum am Ausgang von Dalheim. Von demselben 
Fundplatz - sowie vom Titelberg - rühren die meisten der Mutter- 
gottheiten her, welche die Simse dieses Saales beleben. Die gutmiiti- 
gen Matronen thronen im bäuerlichen Gewand auf einem Sessel, öf- 
ters in einer Nische (19) und halten Fruchtbarkeitssymbole wie 
Früchte oder Tiere auf dem Schofte. Es sind bescheidene Werke ein- 
heimischer Steinhauer, die wohl die meisten Hausaltáre zierten. Ih- 
nen war sicherlich das Gedeihen im Diesseits und der Schutz bis ins 
Jenseits anvertraut. 
In diesem wie im nichsten Saal finden wir auch die eigenartigen 
«Hausstelen». Sie sind ziemlich häufig bei uns, wie übrigens im 
Nachbargebiet der Mediomatriker. Sie ahmen Hauser, Hütten und 
Heiligtümer nach und dienten wahrscheinlich als Opferschreine oder 
Urnenaufsätze. Die Offnungen unter dem Giebel sowie in der Basis, 
welche vielleicht für Libationen dienten, berechtigen zu dieser An- 
nahme (16-17). Wer von Hausaltären und Totenkult spricht, denkt 
unwillkürlich an Öllampen. In der ersten Vitrine befindet sich eine 
Auswahl davon aus Ton neben Eisen- und Bronzelampen mit Haken 
und Aufhängeketten; ein sehr schönes Exemplar stammt aus Ellingen 
von einer der seltenen Körperbestattungen des beginnenden 2. Tahr- 
hunderts (20). 
Ein Kerzenhalter aus Ton, ein dreifüftiges Bronzeleuchterchen, so- 
wie ein Olkrüglein ergánzen das Bild der antiken Beleuchtung (19). 
Saal 5 
Hier begegnen wir weiteren «Hausstelen», Matronen und kleinen AI- 
tárchen; einer der letzteren ist Merkur geweiht und kommt von Dal- 
heim. 
Die Sammlung der etwas barock wirkenden Kópfe wurde im Tempel 
von Hiéromont- Gérouville in der belgischen Provinz Luxemburg ge- 
funden. 
In der Náhe auch ein Steinblock aus der berühmten Sammlung, die 
der spanische Gouverneur Peter-Ernst von Mansfeld in seinem Palast 
der Vorstadt Luxemburg- Clausen am Ende des 16. Jahrhunderts zu- 
sammengetragen hatte. Es handelt sich um die Bekrónung eines 
Grabpteilers. Unter drei Arkaden befinden sich noch Reliefszenen: 
die Vorderseite zeigt uns ein Totenmahl; links wird ein Ballen ge- 
knüpft und rechts wohnen wir der Toilette einer vornehmen Rómerin 
bei (27). DieseSzenen veranlafiten uns, in der nebenstehenden Vitrine 
kosmetisches Gerät, Schmuckstücke, Eßgeschirr und chirurgische In- 
strumente auszustellen (25-26). 
Eine andere Vitrine gilt einer Auswahl unserer Fibelsammlung, die 
mehr als tausend Stück begreift. Gewandnadel und Schmuck zu- 
gleich, war die Fibel den Launen der Mode unterworfen. Dadurch 
liefert sie dem Archäologen wertvolle chronologische Hinweise. 
Ausgestellt sind hier solche, die von der Laténezeit bis ans Ende der 
rómischen Epoche reichen. Sie unterscheiden sich in bezug auf die 
Technik (Spiralfelder- oder Scharnierkonstruktion), das Material 
(Silber; emaillierte, versilberte oder verzinnte Bronze; Eisen) und die 
Form. Manchmal tragen sie eine Inschrift (z. B. VENIO SI DAS); öfters 
stellen sie Tiere dar (28-35). 
Im groften Schaukasten verdient neben kleineren Bruchstücken eine 
máchtige, beringte Hand unsere Aufmerksamkeit; sie wurde im 
Tempelbezirk von Steinsel gefunden. 
Links bewachen zwei Lówenkoópfe einen Durchgang; der eine stammt 
aus Lenningen, der andere war Jahrhunderte hindurch im Kirchturm 
von Schüttringen eingebaut (24); diese Art Wiederverwendung 
kommt häufig bei uns vor und ist heute noch an den Kirchen von 
Vichten und Ospern feststellbar. 
Rechts, zwischen Saal 5 und 6, liegt in zwei Vitrinen eine Anzahl von 
Kiichengeriten aus Metall. 
Eine Wandvitrine ist dem Handel gewidmet. Bemerkenswert sind die 
Schnellwaagen: die «statera» mit einarmigem, unsymmetrischem 
Balken und nur einer Waagschale versehen; die zweiarmige «bilanx» 
mit zwei Schalen, sowie die mannigfachen, verschiebbaren Hänge- 
gewichte (36). 
Die Kursivschrift wird durch bronzene Schreibgriffel angedeutet; mit 
ihrer Spitze wurden die Buchstaben in Wachstäfelchen eingeritzt, mit 
der schippenartigen Verbreiterung wurden. sie eingeglättet. Außer- 
dem sehen Sie hier ein tönernes Tintenfäßchen und auf einer Scherbe 
eingeritzte Graffiti. 
Daneben steht ein Grabstein aus Luxemburg-Stadt. Er stellt eine 
Kontorszene mit mehreren Personen in einheimischer Tracht dar (38). 
Saal 6 
Rechts ein weiteres Grabdenkmal aus Berburg. Vielleicht sollte es an 
einen Küfer und seine Gemahlin erinnern. Die Inschrift der Vorder- 
seite erwähnt Cletustus und Eburia und stellt sie in einer Nische dar. 
Die linke Seite läßt uns einen Blick in die Werkstatt werfen, wo die 
Gesellen eben ein Faß bereifen. Oben sehen Sie eine Ablage mit 
Werkzeug: Querbeil, Schlägel usw. (37). 
Daneben sind zwei Vitrinen dem Wein, seinem Anbau, seiner Pflege 
und dem Trinkgeschirr gewidmet. 
In der Moselgegend wurde manches Weinberggerät gefunden; die 
Formen der Rebmesser z.B. haben sich jedoch seit der Antike so we- 
nig verändert, daß es oft schwierig ist, sie von denen zu unterschei- 
den, welche unsere Großeltern noch benutzten, kurz bevor die Reb- 
schere in Gebrauch kam (9). 
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