DIE RÖMISCHE UND DIE FRÄNKISCHE ABTEILUNG
Das Museum liegt an der Stelle, wo früher die römische Heeresstraße
von Arlon nach Trier vorbeiführte, und innerhalb der ersten Ring-
mauer des mittelalterlichen Marktfleckens, welcher auf demselben
Felsvorsprung entstand, wo Graf Siegfried im 10. Jahrhundert seine
Burg errichtete. In alte, herrschaftliche Häuser des malerischen
Stadtviertels einquartiert, bietet es wichtige Sammlungen geschichtli-
cher, archäologischer, folkloristischer und künstlerischer Natur dar.
Die Vorgeschichte ist vertreten durch eine Vielfalt an Material aus al-
len Epochen von der Altsteinzeit bis zur Zeitenwende. Die Spät-
latènezeit und die frühe Kaiserzeit haben zahlreiche, äußerst interes-
sante Zeugen hinterlassen, welche hauptsächlich von dem bekannten
Trevereroppidum des Titelbergs oder auch aus den erst kürzlich ent-
deckten Grábern bei Goeblingen- Nospelt stammen.
Ein halbes Jahrtausend römischer Okkupation schenkte uns ein be-
sonders reiches und vielfältiges Material aus Villen, Straßenstationen,
Heiligtümern, Gräberfeldern und befestigten Orten, welche durch
Divertikel mit den großen Fernstraßen Arlon — Trier, Metz — Trier,
Reims - Kóln verbunden waren. Grabmáler, Skulpturen, Bronze-
und Tonfiguren, Tongefáfte und Gläser, Münzen, Schmuckstücke
und Werkzeuge erzählen uns vom Alltag dieser lángst entschwunde-
nen Zeit.
Auch die Merowingerzeit spiegelt sich in einer groften Anzahl typi-
scher Grabbeigaben wider: Waffen, Keramik, Glas, sowie Beschläge
und Schmuck vieler Art.
Unser Rundgang durch vierzehn Säle folgt nicht immer einer strengen
Chronologie. In den kommenden Jahren wird das vielleicht möglich
sein, wenn endlich der geplante Ausbau des Museums verwirklicht
ist. Möglicherweise finden sich dann Besucher, die der heutigen For-
mel nachtrauern, welche ohne Zweifel den Reiz ständiger Uberra-
schung bietet.
DIE RÖMISCHE ZEIT
Saal 1
ist dem antiken Verkehrswesen gewidmet (1)*. Eine schematische
Karte (89) zeigt uns das Straßennetz mit den hauptsächlichsten Fun-
dorten, denen wir unsere archäologischen Sammlungen verdanken.
Dalheim, das «Ricciacus» der Peutingerschen Karte, war wohl der
wichtigste Umspannplatz an der Verbindungsstraße zwischen dem
Hauptort der Treverer und dem der Mediomatriker. Wie Sie auf dem
Meilenstein lesen können, waren es von dort noch XXV Meilen (37
km) bis nach Trier.
Selbstverständlich wurde hier viel Reit- und Reisezubehôr gefunden:
Pferdegeschirr, Leinringe, Glôckchen, Hufschuhe, Wagenbeschlag
(4), kurz, alles was mit Pferd und Wagen zusammenhängt. Eine
kleine Auswahl davon sieht man in einer Vitrine.
Es nimmt nicht wunder, daß in den Ställen und den Unterkünften
dieser Reiseetappe der keltischen Reitergöttin und Pferdeschutzheili-
gen Epona eine besondere Verehrung zuteil wurde (2 und 3). Sechs
der ausgestellten Eponareliefs stammen aus Dalheim und der näheren
Umgebung. Sie sind z. T. von auftergewóhnlicher Qualität und stellen
die Göttin rittlings oder frontal sitzend auf einem Pferde dar. Sie trägt
Früchte oder Haustiere im Schoße als Fruchtbarkeitsattribute und
ähnelt in dieser Beziehung den Muttergottheiten, von denen wir etli-
che, auch von Dalheim, in einem anderen Saal sehen werden. Neben
Weihgaben aus Ton sieht man eine zierliche Bronzestatuette der
Epona. Merkwürdig ist das Flachrelief derselben Göttin, das die in-
nere Rückwand einer Aedicula belebt. Auf dem vorderen Giebel
kann man noch die zwei letzten Buchstaben des Namens der Gottheit
lesen. Diese Darstellung spricht für die von manchen Forschern ver-
*Die eingeklammerten Ziffern und die Wörter in Kursivschrift wei-
sen auf die. Tafeln hin.
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