Full text: Roger Bissière

in seine Empfindsamkeit wie ein Stempel eingedrückt hat. Er be- 
zeugt, mit welcher Inbrunst ihre Gegenwart oder ihre Erinnerung 
seine Seele erfüllt. Da sind Grüntöne, die keine Kleider von Pflan- 
zen oder Bäumen sind, aber Gärten, weite Wiesen, ganze Wälder 
evozieren. Einmal ist es junge, frühlingshafte Natur, übervoll vom 
steigenden, säuerlichen Saft, andere Male eine Natur von jener 
Frische, mit welcher der Regen sie gesättigt hat, dann lebensvolle 
oder von Sommersonne ausgereifte Natur. Da ist kein gepflügter 
Boden, aber die Brauntöne bringen uns den Acker in Erinnerung 
und rufen gleichzeitig Baumstümpfe oder rustikale, die Patina von 
Jahrhunderten tragende, Möbel auf. Da sind Grautöne, die sich unter 
der Wirkung des Sonnenaufgangs allgemach aufhellen, und andere, 
in deren Tiefe das Schweigen der Abenddämmerung niedersinkt. Es 
kommt vor, daß der Bildtitel die Realität anzeigt, auf die der Maler 
anspielt, aber es gibt auch die Fälle, wo er nur den Farbakkord 
bezeichnet, der in der Bildfläche die Herrschaft hat; wo er dem 
Betrachter keinerlei Handhabe gibt, ihm keinerlei Interpretation 
suggeriert. Nichtsdestoweniger haben wir es in beiden Fällen mit 
der gleichen Art Malerei zu tun, und das gilt um so mehr als kein 
Bildtitel imstande ist, den ganzen Gehalt des Bildes zu fassen. Was 
diese und jene Werke uns in einer bis zum Ende getriebenen Analyse 
entdecken lassen, das sind Sensationen und Sentiments in ihrer Ver- 
wandlung in picturale Schöpfung; mit allem, was dazu an Neue- 
rung, Unvorhergesehenem, Unaussprechbarem gehört.
	        
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