Object: Empreintes 02

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1995 durch H. Glesner vollständig publiziert (Glesner 1995, 
35–49) 2. Letzterer berichtet u.a. auch über Mauerstruktu- 
ren, die zu einer Kapelle gehört haben sollen, an die sich 
die älteren Bewohner Givenichs nach der mündlichen 
Überlieferung noch erinnern konnten. Er beschreibt einige 
interessante Details der Sarkophage, die heute ebenfalls ver- 
schwunden sind. Dies galt lange Zeit auch für die Skelette 
und es ist einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass man 
sie im Sommer 2005 – im Zuge anderer Ermittlungen – in 
den Depots des Musée national d’Histoire naturelle auffand 
und an das MNHA übergab. 
Völlig unabhängig davon informierte die Administration des 
Bâtiments Publics das MNHA Anfang 2006 von der bevor- 
stehenden Einrichtung eines Rangierplatzes an der alten 
Fundstelle. Da – wie eingangs angedeutet – schon im Vorjahr 
bei der Neuverlegung eines Kanalanschlusses Gräber ange- 
schnitten wurden, war davon auszugehen, dass noch archäo- 
logisches Potential an dieser Stelle erhalten sei. So kam es 
60 Jahre nach der ersten Grabungskampagne zu einer mehr- 
wöchigen Notgrabung, im Zuge derer die Aufklärung vieler 
offen gebliebener Fragen erfolgte. 
Als erstes sei die Erfassung der Gartenmauer genannt, auf 
die sich die Ausgräber 1946 in ihren Zeichnungen bezogen. 
Dies ermöglichte die Übertragung der Altfunde und der al- 
ten Skizzen in die Nationalkoordinaten und damit eine Neu- 
interpretation der alten Befunde. Es stellte sich z.B. heraus, 
dass die Skizzen damals zum Teil fehlerhaft zusammenge- 
tragen und interpretiert wurden (dies gilt besonders für den 
Bereich des römischen Gebäudes, siehe Abb.	1). 
Da aber auch die Gräber von 1946 lokalisiert werden konn- 
ten, lohnte es sich, ihr Knochenmaterial zusammen mit dem 
der neu gefundenen Gräber einer anthropologischen Unter- 
suchung zuzuführen. Hierdurch erhoffen wir uns einen bes- 
seren Einblick in das Siedlungs- und Sozialgefüge und auch 
Aussagen über eventuelle Familienzusammenhänge. 
oRTSGESCHICHTE	VoN	GIVENICH 
Aus dem St. Maximiner Güterverzeichnis geht hervor, dass 
wir in Givenich schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts mit ei- 
ner Kirche 
3 
und mehreren mansen 
4 
zu rechnen haben (MRUB 
II, 430, 432, 468; Mayers 1951, 31f). Weiterhin teilten sich ein 
gewisser Johann von Helmdingen aus Lorentzweiler und ein 
Ritter Ingebrand von Manternach zu gleichen Teilen das Le- 
hen über die Ländereien, die das Trierer Kloster St. Maximin 
zu Givenich besaß 5. 
Von der Existenz eines zusätzlichen Herrenhofes erfahren 
wir durch die beglaubigte Kopie eines Erbvertrags aus dem 
Jahre 1518, in welchem Felix, Graf zu Werdenberg und 
Hilgenberg, Herr zu Müzelburg, Berburg und Zolver und 
seine Frau Elisabeth von Neuvenberg ihren „Hof, genannt 
Givenich, …, welcher vor langen Zeiten ein Dorf gewesen 
ist und nun verwahrlost und verlassen ist, und uns und unse- 
ren Voreltern seit Lebzeiten im Gedächtnis angehört hat…“, 
an Johann, Graf von Pünderich und seiner Frau Mariechen 
von Heringh gegen eine jährliche Pacht vermachen (Mayers 
1951, 38–40). 
Der Umstand, dass Givenich an den Grafen von Pünderich 
überging, weist darauf hin, dass es sich weniger um einen 
simplen Bauernhof, sondern vielmehr um einen ehemaligen 
Herrenhof und eine dazugehörige Siedlung gehandelt haben 
muss, die beide zum Zeitpunkt der Übergabe verwahrlost 
oder gar verlassen waren. Ob der Herrenhof – wie Kirche 
und Siedlung – bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht, geht 
aus den Akten jedoch nicht hervor. 
Der Vollständigkeit halber soll der weitere geschichtliche Wer- 
degang der Herrschaft hier kurz umrissen werden (Mayers 
1951; Glesner 1995): Givenich bleibt in der Folge Lehen ei- 
nes Nebenarms der Familie von Pünderich, bis es schließlich 
im 17. Jahrhundert durch Heirat an die Familie von Reinholz 
gelangt. In diese Phase fällt die erste Teilung des Gutes, in 
dessen Zusammenhang der „Braunshof“ gegenüber dem al- 
ten Herrensitz entsteht 6. Anfang des 18. Jahrhunderts geht 
das Gut – wiederum mittels Heirat – in den Besitz der Herren 
von Bourcy über, die den Sitz jedoch kaum 100 Jahre später 
wieder verlassen müssen, da sie u.a. ob eines Wasserstreits 
verarmt waren 7. Um an Geld zu kommen, verpachten sie ab 
1808 einen Teil des Hofes an Mathias Nicolai, der 1809 als 
„villicus in castro de Givenich“ zeichnet und auch einen Teil 
davon bewohnt. Nur wenig später, spätestens 1835, nennt 
Mathias Theisen den Hof sein Eigen. Unter seiner Leitung 
entstehen große Teile der heutigen Dependentien und die 
heutige Kapelle. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, genau- 
er 1892, gründet Mathias Theisen seine Stiftung „Fondation 
Theisen de Givenich“ und vermacht damit seinen Besitz dem 
Staat mit der Auflage, dort eine soziale Einrichtung zu un- 
terhalten, woraus schlussendlich die heutige Vollzugsanstalt 
entstanden ist. 
Aus verschiedenen historischen Notizen 
8 
geht hervor, dass 
es sich bei dem Gut Givenich ehedem um eine Wasserburg 
gehandelt haben dürfte, deren Graben durch nahe gelegene 
Quellen gespeist wurde. Laut J. P. Mayers und H. Glesner 
sollen im 19. Jahrhundert noch die Zugbrücke und der „Wall- 
graben“ bestanden haben. Auf dem Wall hätten jene Wal- 
nussbäume gestanden, die zum Grossteil zur Eindeckung der
	        
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