Südwestzipfel des Landes, also im heutigen Industriebecken.
Seit der Steinzeit besiedelt, bot er auch zur Eisenzeit dem
Menschen natürlichen Schutz und Lebensunterhalt: Erz,
Wasser und Brennholz gab es dort in Fülle. Gefässe, Fibeln
und keltische Münzen — mehr als 1900 Stück von 30 Völ-
kern und 90 verschiedenen Typen wurden registriert —
zeugen vom Reichtum und den Handelsbeziehungen dieses
Trevereroppidums, das durch einen Ringwall nach Art des
«murus gallicus» von 2700 Metern Länge geschützt war.
Im Kontakt mit den Römern scheint die Siedlung einen
Höhepunkt am Anfang unserer Zeitrechnung gefunden zu
haben. Für die gallo-römische Zeit steht fest, daß dort
Töpfer, Glasbläser, Bronzegießer und andere Handwerker
arbeiteten; die beredten Zeugnisse hiervon entdecken Sie in
den Vitrinen dieses Saales.
Die meisten Waren jedoch brachten die Handelsleute über
Verbindungswege von den HauptstraBGen Arlon-Trier und
Metz-Trier zum Titelberg. Davon zeugen die schwarzgefir-
nisten Becher, das verschiedenartigste S'gi/latageschirr (78-
79), die belgische Ware von besonderer Vielfalt und Feinheit
(55), die schwere Keramik, die zahlreichen Henkelkrüge, nicht
zu reden von der gemeinen Küchenware.
Viele GefäBe standen in Brandgräbern des ersten Jahrhun-
derts nach der Art derer, welche in einer Vitrine wieder-
zusammengebracht sind.
Etwa dreihundert Gewandnadeln etlaubten es, eine aufschluB-
reiche Typologie aufzustellen (vgl. unsern Sonderkatalog).
Eine Tischvitrine zeigt uns keltische und rômische Münzen,
wie sie heute noch täglich von eifrigen Sammlern auf den
Feldern aufgelesen werden.
Handwerksgeschirr und alltägliche Gebrauchsgegenstände
aus Metall, Bein, Glas, Ton usw. übermitteln uns ein Bild
vom Tun und Treiben der antiken Bevölkerung. Darstellun-
gen einer Epona, einer Matrone und eines Gigantenreiters
scharen sich hinten im Saal um einen eindrucksvollen Eber.
Leider sehen wir nur einen Abguß vom Bronzeabbild dieses
heiligen Tieres der Arduinna; das außergewöhnliche Ori-
ginal steht im Louvre.
Ein sehr schöner Altarstein, den ein gewisser Sabinus dem
Genius der Vosugonen weihte, wurde unter einer Glasbläser-
werkstatt in einem Kultkeller mit Steinbänken gefunden (71).
Ihm gegenüber steht ein Genius mit Füllhorn, sozusagen
die «Interpretatio Romana» vom keltischen Cernunnos,
dessen münzenspeiender Hirschkopf im unteren Teil des
Steines noch als Erinnerung zu spuken scheint (72).
Dem Besucher, den es nach diesem Rundgang noch nach
gallo-rômischen Antiquitäten gelüstet, raten wir, im 2.
Stockwerk des Museums eine Studiensammlung aufzusuchen,
wo sich unter mehreren Hunderten von GefäBen solche vom
Tossenberg und Marscherwald, von Dalheim und Steinfort
befinden. Ihre Anzahl und Vielfalt zeugen von der Siedlungs-
dichte unserer Gegenden zur Römerzeit, also seit der Erobe-
rung durch Julius Cäsar bis zur Völkerwanderung im 5.
Jahrhundert.
DIE FRANKISCHE ZEIT
Saal 11
Im Saal 11 finden wir einige in rômischer Zeit behauene
Steine, die zur fränkischen Zeit in Sarkophage umgewandelt
wurden. Sie stammen vornehmlich von Wasserbillig und
Emeringen. Vorhin bewunderten wir das Relief der Vitis
auf dem Emeringer Steinblock als Ausdruck römischen
Wesens (39); jetzt interessiert er uns als Steinsarg eines frän-
kischen Anführers mit seinen Beigaben; außerdem enthält
er heute die Waffen anderer toter Krieger aus der Gegend um
Emeringen: Mondorf, Ellingen und Assel.
Sie finden hier Wurfbeile (Franziska), zweischneidige Lang-
schwerter (Spatha), einschneidige Kurzschwerter (Scrama-
sax), Lanzen (Framea), Pfeilspitzen; Schildbuckel, Messer,
Scheren, Feuerstahl, Lederzeuggarnituren aus Bronze oder
silbertauschiertem Eisen wie Güärte/schnallen, Riemenzungen
und Rückenbeschläge (85).
Im Glasschrank unter dem Sarkophag liegt u. a. eine Auswahl
schôner Schmucksachen: Perlenketten, eine Zierscheibe,
Goldscheibenfibeln mit farbigen Steineinlagen von Greisch,
Grevenmacher (81) und Steinsel (84).
Außerdem fallen dort auf: eine goldene Brosche mit römischer
Gemme sowie zwei K/einodien mit Almandinen (86). Sie
stammen aus den fränkischen Hügelgräbern, welche Herr G.
Kayser bei Dondelingen ausgrub. Die weiteren Beigaben
-
I