DIE RÖMISCHE UND FRANKISCHE ABTEILUNG
DES STAATLICHEN MUSEUMS LUXEMBURG
Das Museum liegt an der Stelle, wo früher die rômische
HeeresstraBe von Arlon nach Trier vorbeiführte, und inner-
halb det ersten Ringmauer des mittelalterlichen Marktfleckens,
welcher auf demselben Felsvorsprung entstand, wo Graf
Siegfried im 10. Jahrhundert seine Burg errichtete. In alte,
herrschaftliche Häuser des malerischen Stadtviertels ein-
quartiert, bietet es wichtige Sammlungen geschichtlicher,
archäologischer, folkloristischer und künstlerischer Art dar.
Die Vorgeschichte ist vertreten durch eine Vielfalt an Mate-
rial aus allen Epochen von der Altsteinzeit bis zur Zeitenwen-
de. Die Spätlatènezeit und die frühe Kaiserzeit haben zahl-
reiche äußerst interessante Spuren hinterlassen, welche haupt-
sächlich von dem bekannten Trevereroppidum des Titel-
bergs oder z. B. aus den erst kürzlich entdeckten Gräbern
bei Goeblingen-Nospelt stammen.
Ein halbes Jahrtausend römischer Okkupation schenkte uns
ein besonders reiches und vielfältiges Material aus Villen,
StraBenstationen, Heiligtümern, Gräberfeldern und befestig-
ten Orten, welche durch Divertikel mit den großen Fern-
straßen Arlon-Trier, Metz-Trier, Reims-Köln verbunden
waren. Grabmäler, Skulpturen, Bronze- und Tonfiguren,
Tongefäße und Gläser, Münzen, Schmuckstücke und Werk-
zeuge erzählen uns vom Alltag dieser längst entschwundenen
Zeit.
Auch die Metowingerzeit spiegelt sich in einer großen
Anzahl wichtiger Grabbeigaben wieder: Waffen, Keramik,
Glas, sowie Beschläge und Schmuck vieler Art.
Unser Rundgang durch dreizehn Säle folgt nicht immer einer
strengen Chronologie. In den kommenden Jahren wird das
vielleicht möglich sein, wenn endlich der geplante Ausbau
des Museums verwirklicht sein wird. Möglicherweise finden
sich dann Besucher, die der heutigen Formel nachtrauern,
welche ohne Zweifel den Reiz ständiger Überraschung bietet.
DIE RÖMISCHE ZEIT
Saal
el
ist dem antiken Verkehrswesen gewidmet (1)*, Eine schema-
tische Karte (89) zeigt uns das Straßennetz mit den haupt-
sächlichsten Fundorten, denen wir unsere archäologischen
Sammlungen verdanken. Dalheim, das «Ricciaccus» der
Peutingerschen Karte, war wohl der wichtigste Umspann-
platz an der Verbindungsstraße zwischen dem Hauptort der
Treverer und dem der Mediomatriker. Wie Sie auf dem
Meilenstein lesen können, waren es von dort noch XXV
Meilen (37 km) bis nach Trier.
Selbstverständlich wurde hier viel Reit- und Reisezubehör
gefunden: Pferdegeschirr, Leinringe, Glöckchen, Hufschuhe,
Wagenbeschlag (4), kurz, alles was mit Pferd und Wagen
zusammenhängt. Eine kleine Auswahl davon sieht man in
einer Vitrine.
Es nimmt nicht wunder, daß in den Ställen und den Unter-
künften dieser Reiseetappe der keltischen Reitergöttin und
Pferdeschutzheiligen Epona eine besondere Verehrung zuteil
wurde (2 u. 3). Sechs der ausgestellten Eponareliefs stammen
aus Dalheim und der näheren Umgebung. Sie sind z. T. von
außergewöhnlicher Qualität und stellen die Göttin rittlings
oder frontal sitzend auf einem Pferde dar. Sie trägt Früchte
oder Haustiere im Schoße als Fruchtbarkeitsattribute und
ähnelt in dieser Beziehung den Muttergottheiten, von denen
wir etliche, auch von Dalheim, in einem andern Saal finden
werden. Neben Weihgaben aus Ton sieht man eine zierliche
Bronzestatuette der Epona; merkwürdig ist das Flachrelief
derselben Göttin, das die innere Rückseite einer Aedicula
belebt. Auf dem vorderen Giebel kann man noch die zwei letz-
ten Buchstaben des Namens der Gottheit lesen. Diese Dar-
stellung spricht für die von manchen Forschern vertretene
* Die eingeklammerten Ziffern und die Wôrter in Kursiv-
schrift weisen auf die Tafeln hin.
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