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Empreintes
2009
Es gehört dabei übrigens zu den ihnen eigenen Vorstellungen,
dass sich mit den Figuren eigentlich kein Konzept einer ein-
zigen Deutung der Ausstattung verbunden haben kann. In
dem Haus in Pompeji spricht gegen den eindeutigen Bezug
auf Ägypten das übrige Beiwerk, in der Villa des Kaisers die
Figur des Tiber oder auch die Karyatiden des Erechtheions 25.
Vielmehr überlagern sich ebenso wie in der Villa des Had-
rian verschiedene Konzepte, etwa das der Natur allgemein
mit den Elementen eines gepflegten Gartens oder das der
öffentlichen Bauten, in denen Tiber und Nil als die Symbo-
le des Reiches präsent waren. Dennoch kann kein Zweifel
bestehen, dass derartige Diskurse in die Gestaltung der Vil-
lengärten in Rom und Italien mit eingeflossen sind. Vielfach
sollte wohl nur das Glück und der Segen der Natur mit der
Figur einer solchen Gottheit hervorgehoben werden 26. Diese
Qualitäten kamen allein schon im ruhigen Lagern zum Aus-
druck, aber auch in dem Beiwerk, etwa dem Krug, dem das
Wasser gleichsam ewig entströmte.
Obwohl es sich um ein gängiges Bild handelt, begegnen in den
Nordwestprovinzen Beispiele für Statuen von Flussgöttern
und gar speziell des Nil ausgesprochen selten als Schmuck von
Häusern oder Villen. Bekannt ist lediglich eine Statue aus den
Thermen im Haus des Truppenkommandanten von Chesters
17
Vgl. die Eroten an den Figuren der Jahreszeitenhoren im Museo Chiaramonti,
oben Anm. 8.
18
FISCHER a.o. (Anm. 2) 78-79 Abb. 28-29; W. ECK, H. VoN HESBERG, Der
Rundbau eines Dispensator Augusti, KölnJb 36, 2003, 168, 174 Abb. 27; vgl.
auch das Marmorbild eines Kindes aus Trier: W. BINSFELD, K. GoETHERT-
PoLASCHEK, L. SCHWINDEN, Katalog der römischen Steindenkmäler des
Rheinischen Landesmuseums Trier, 1. Götter- und Weihedenkmäler, CSIR
Deutschland IV, 3 (Mainz 1988) 233 Nr. 493 Taf. 114. Die Statuette ist nicht
datiert. Der in der Publikation vorgeschlagene Ansatz in die antoninische Zeit
scheint mir diskutierenswert zu sein. Zu Bildern von Eroten in der Region vgl. auch
J. KRIER, Les „Amours“ dans l’iconographie gallo-romaine de la région trévire, in:
Anges et Démons en Ardenne et Luxembourg, Album zur Ausstellung im Musée
en Piconrue Bastogne (Bastogne 2009) 73-90. Darunter sind die Darstellungen
der Eroten, die auf den Seiten 76-77 abgebildet werden, gut vergleichbar.
19
V. SPINAZZoLA, Pompei alla luce degli scavi nuovi di Via dell’Abbondanza
(Rom 1953) 399–400 Abb. 456, 1.
20
P. ZANKER, Die Villa als Vorbild des späten pompejanischen Wohngeschmacks,
JdI 94, 1979, 470–480 Abb. 4.
21
P. GRIMAL, Les jardins
romains3
(Paris 1983) 298-300; H. MIELSCH, Die rö-
mische Villa (München 1987) 104-106.
22
KLEMENTA a.o. (Anm. 9) 14, 223-224 (zu den Statuen des Nil aus dunklem Stein) Nr. A 5.
23
R. NEUDECKER, Die Skulpturenausstattung römischer Villen in Italien, Beiträge
zur Erschließung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulptur und Architektur 9
(Mainz 1988) 53 Anm. 524 (Nymphen); KLEMENTA a.o. (Anm. 9) 225.
24
KLEMENTA a.o. (Anm. 9) 155-175; K. HEyKEN, Römische Zierbrunnen mit
Wassertreppen, BJb 204, 2004, 153-154 Kat.Nr. 36 Abb. 16.
25
MIELSCH a.o. (Anm. 21) 105-106 Abb. 72-73.
26
NEUDECKER a.o. (Anm. 23) 9-11; KLEMENTA a.o. (Anm. 9) 249-250 (aller-
dings mit anderer Akzentuierung).
Abb. 4 Statue des Nil, Rom, Villa Doria Pamphili (© DAI Rom).