7 01 ‘ 2022 museomag DARF MAN PROBE LIEGEN? (1/2) DAS MNHA ERWIRBT DIE SCHAUKELLIEGE VON ROMAIN URHAUSEN (1930-2021) © éric chenal Die Schaukelliege von Romain Urhausen entstand zu Beginn der 70er-Jahre und hat bis heute nichts von ihrer Attraktivität verloren. Mehr als eine(r) aus dem Kollegium des MNHA koket- tierte seit dem Erwerb der „Schaukelliege“ von Romain Urhausen im Juli 2021 mit der Möglichkeit des Auspro- bierens. Verständlich, sie ist verlockend. Man möchte wissen, ob sie so bequem ist, wie es den Anschein hat? Ob man tatsächlich ein wenig schaukeln könnte? Aber das Interesse des Nationalmuseums an diesem beson- deren Möbelstück geht weit darüber hinaus. DER FOTOGRAF Romain Urhausen, geboren 1930 in Rümelingen, begann seine künstlerische Laufbahn 1950 mit einem Studium an der École technique de photographie et de cinématographie in Paris. Er wechselte 1951 an die Staat- liche Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken, wo er die Fotoklasse von Otto Steinert besuchte, der dort gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Josef Adolf Schmoll gen. Eisenwerth die „subjektive fotografie“ entwickelt hatte und vermittelte. Es war der Wechsel von einem akademisch strengen Ansatz, der ihm nichtsdestotrotz eine fundierte technische Grundlage verschaffte, hin zu einer ungeschönten und persön- lichen Fotografie, die die jeweilige Sichtweise des Foto- grafen in den Vordergrund rückte. In technischer Hin- sicht wurde vieles, auch noch in der Entwicklungs- phase, ausprobiert. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums eröffnete Urhausen 1954 ein Atelier für Fotografie in Luxemburg und realisierte zahlreiche künstlerisch anspruchsvolle Fotoprojekte. DER DESIGNER Von 1957 bis 1959 dozierte Urhausen an der Werk- kunstschule Dortmund, wo er eine Klasse für Foto- grafie, Fotografik und Film gründete. Dort begann er auch, sich für Architektur und Industriedesign zu interessieren, und betrieb im Anschluss, von 1959 bis 1966, ein Studio für Fotografie, Werbung und Design, später folgten die Firmen Ypsilon Film und Linea Design, Umwelt- und Formgestaltung. Letztere bestand von 1969 bis 1974 und widmete sich den Bereichen Architektur, Innenausstattung sowie Industriedesign. In dieser Zeit entstand nicht nur ein Modulsystem für eine Schrankwand und ein Doppelbettgestell, sondern auch die nun vom MNHA angekaufte Schaukelliege. Während der Prototyp des Schlafzimmers, der als „das teuerste Schlafzimmer der Welt“ und aufgrund seiner für damalige Verhältnisse fulminanten technischen Ausstattung für Schlagzeilen in der deutschen Presse