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Allein schon das Durchblättern bereitet Freude: Wunderschöne Abbildungen ergänzen die Texte. 
Siegeszug um die Welt an und erreichte auch, wie die 
Sezessionsausstellung exemplarisch verdeutlicht, die 
Luxemburger Kunstszene. 
Noch eine dritte Schau lenkte im Jahr 1929 beson- 
dere Aufmerksamkeit auf das Kunsthandwerk. Seit 
1902 wurde anlässlich der Salonausstellungen des 1893 
gegründeten Cercle artistique de Luxembourg der Prix 
Grand-Duc Adolphe verliehen, reihum an Vertreter 
der Bereiche Malerei, Skulptur, Architektur und Kunst- 
handwerk. Der Bildhauer Léon Nosbusch erhielt diese 
wichtige Auszeichnung 1929 für seine in Belgien in- 
dustriell gefertigten Keramiken im Art déco-Stil. Auch 
die Luxemburger Steingutmanufaktur Villeroy & Boch 
stellte Plastiken und dekorative Gebrauchsobjekte in 
diesem Stil her und erreichte damit einen erneuten 
Höhepunkt ihrer Produktionsgeschichte – sowohl in 
technischer Hinsicht als auch in künstlerisch kreativer. 
Ihr Erfolg basierte auf einer perfekten Antwort auf die 
Forderung nach einem Zusammenspiel von 
Künstlern und Künstlerinnen, der Industrie und dem 
Handel, das für den Art déco stilprägend war und in 
dem Villeroy & Boch seine Rolle meisterhaft ausfüllte. 
In Luxemburg stand man also sowohl dem elitä- 
ren und luxuriösen Ansatz als auch der Devise, dass 
Kunst für jedermann erschwinglich sein sollte, inte- 
ressiert und offen gegenüber, genau wie Ideen aus 
dem benachbarten Belgien, in dem sich vor allem in 
den 1930er-Jahren ein schlichter, im französischen 
Sprachgebrauch oft als „modernisme“ bezeichneter 
Art déco durchsetzte. 
ART DÉCO:   
ANGEWANDT UND SCHÖN! 
Gemein ist allen Überlegungen und Strömungen dieser 
Zeit eine gewisse Annäherung der „schönen“ und der 
„angewandten“ Künste. Dies schlug sich in zunehmen- 
dem Maße in der Ausbildung an den Werkkunst- und 
Kunsthochschulen nieder, auch in Luxemburg. 1896 
war die Handwierkerschoul gegründet worden, an 
der in Theorie und Praxis die handwerkliche mit einer 
künstlerischen Ausbildung verbunden wurde. Der Ein- 
fluss, den ihr erster Direktor Antoine Hirsch durch seine 
EINE ÜBERWÄLTIGENDE VIELFALT (2/2)