8 museomag 04 ‘ 2021 Allein schon das Durchblättern bereitet Freude: Wunderschöne Abbildungen ergänzen die Texte. Siegeszug um die Welt an und erreichte auch, wie die Sezessionsausstellung exemplarisch verdeutlicht, die Luxemburger Kunstszene. Noch eine dritte Schau lenkte im Jahr 1929 beson- dere Aufmerksamkeit auf das Kunsthandwerk. Seit 1902 wurde anlässlich der Salonausstellungen des 1893 gegründeten Cercle artistique de Luxembourg der Prix Grand-Duc Adolphe verliehen, reihum an Vertreter der Bereiche Malerei, Skulptur, Architektur und Kunst- handwerk. Der Bildhauer Léon Nosbusch erhielt diese wichtige Auszeichnung 1929 für seine in Belgien in- dustriell gefertigten Keramiken im Art déco-Stil. Auch die Luxemburger Steingutmanufaktur Villeroy & Boch stellte Plastiken und dekorative Gebrauchsobjekte in diesem Stil her und erreichte damit einen erneuten Höhepunkt ihrer Produktionsgeschichte – sowohl in technischer Hinsicht als auch in künstlerisch kreativer. Ihr Erfolg basierte auf einer perfekten Antwort auf die Forderung nach einem Zusammenspiel von Künstlern und Künstlerinnen, der Industrie und dem Handel, das für den Art déco stilprägend war und in dem Villeroy & Boch seine Rolle meisterhaft ausfüllte. In Luxemburg stand man also sowohl dem elitä- ren und luxuriösen Ansatz als auch der Devise, dass Kunst für jedermann erschwinglich sein sollte, inte- ressiert und offen gegenüber, genau wie Ideen aus dem benachbarten Belgien, in dem sich vor allem in den 1930er-Jahren ein schlichter, im französischen Sprachgebrauch oft als „modernisme“ bezeichneter Art déco durchsetzte. ART DÉCO: ANGEWANDT UND SCHÖN! Gemein ist allen Überlegungen und Strömungen dieser Zeit eine gewisse Annäherung der „schönen“ und der „angewandten“ Künste. Dies schlug sich in zunehmen- dem Maße in der Ausbildung an den Werkkunst- und Kunsthochschulen nieder, auch in Luxemburg. 1896 war die Handwierkerschoul gegründet worden, an der in Theorie und Praxis die handwerkliche mit einer künstlerischen Ausbildung verbunden wurde. Der Ein- fluss, den ihr erster Direktor Antoine Hirsch durch seine EINE ÜBERWÄLTIGENDE VIELFALT (2/2)