14 museomag   01 ‘ 2021 
EIN REVOLVER FÜR DOUGHBOYS 
UND G.I.‘S – UND FÜR’S MUSEUM (1/2) 
VOR KURZEM HAT DAS MNHA/M3E EINEN M1917 IN DER AUSFÜHRUNG VON COLT 
IN MAKELLOSEM ZUSTAND FÜR SEINE WAFFENSAMMLUNG GEWONNEN 
Colt M1917 U.S. Army Service Revolver, Baujahr 1919, MNHA/M3E. 
© ben 
müller 
Als die Vereinigten Staaten von Amerika im April 1917 in 
den Ersten Weltkrieg eintraten, war ihr Militär im Grun- 
de genommen nicht darauf vorbereitet, einen größeren 
Konflikt auf europäischem Boden auszufechten. Das 
machte sich in der Ausrüstung jedes einzelnen Soldaten 
bemerkbar. Die cognacfarbenen kniehohen Leder- 
stiefel der American Expeditionary Forces (AEF) etwa, die 
sich im Staub der Südstaaten bewährt hatten, waren 
für den Matsch in Mitteleuropa völlig unbrauchbar. 
Bald wurden sie durch doppelt besohlte Schnürstiefel 
ersetzt. Die Bewaffnung stellte die „Doughboys“, wie 
die U.S.-Infanteristen umgangssprachlich genannt 
wurden, vor ähnliche Herausforderungen: ein taugliches 
Maschinengewehr hatten die AEF nicht und mussten 
daher auf das französische „Chauchat“ zurückgreifen. 
Die Standardhandfeuerwaffe, die siebenschüssige 
halbautomatische Pistole M1911, war nicht in 
hinreichender Stückzahl vorhanden. Obwohl die 
aufwändige Produktion massiv verstärkt wurde, 
konnte sie in keiner Weise der hohen Nachfrage 
innerhalb so kurzer Zeit gerecht werden. 
Um den Engpass in Handfeuerwaffen zu überbrücken, 
musste ein Revolver herangezogen werden, der mit 
den vorhandenen Maschinen umgehend hergestellt 
werden konnte. Außerdem musste Pistolenmunition im 
Revolver verwendet werden können. Sowohl die Colt‘s 
Patent Firearms Manufacturing Company als auch die 
Smith & Wesson Company boten Revolvermodelle an, 
die nach geringfügiger Modifizierung den Ansprüchen 
genügen konnten – und vor allem kurzfristig geliefert 
werden konnten. Also schloss das US War Department 
im Jahr 1917 einen Vertrag mit beiden Firmen zur Her- 
stellung des United States Revolver, Caliber .45, M1917 
– in zwei Ausführungen unter gleicher Bezeichnung. 
Bis zum 9. November 1918 lieferten Colt und Smith & 
Wesson 270.000 Revolver, was einer durchschnittlichen 
Tagesproduktion von 500 bis 700 Stück entspricht. 
EINE ORDONNANZWAFFE 
DIE ZWEI WELTKRIEGEN DIENTE 
Vor Kurzem hat das Musée national d’histoire et d‘art 
einen M1917 in der Ausführung von Colt in makellosem 
Zustand als Schenkung eines Gebers aus dem Süden 
Luxemburgs erhalten. Auf der Unterseite des Griffes 
sind Modell und Seriennummer „U.S. / ARMY / MODEL / 
1917 / N° / 46 / 919“ eingestanzt. Obwohl das Militär die 
Seriennummer bereits im März 1918 reservierte, wurde 
der vorgemerkte Revolver mit der Produktionsnummer 
195337 erst Anfang 1919 hergestellt. Die Herstellung