4 museomag 03 ‘ 2020 WIE EIN SCHNEESTURM EINE LEIDENSCHAFT ENTFACHTE DIE HAUKOHL FAMILY COLLECTION – DIE GRÖSSTE SAMMLUNG FLORENTINISCHER BAROCKMALEREI AUSSERHALB ITALIENS Bartholomeo Bimbi: „Stilleben“ – eine Schenkung von der Stiftung La Marck. © mnha/tom lucas Ab dem 15. Oktober präsentieren wir am Fischmarkt die Haukohl Family Collection. Diese in vier Jahrzehn- ten zusammengetragene und immer noch ausgebaute Sammlung umfasst Gemälde aller wichtigen Maler aus dem Florenz des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Ihr Herzstück bilden Werke dreier Generationen der Fami- lie Dandini, beginnend mit Cesare Dandini (1596-1657), einem der führenden Maler im Florenz des frühen 17. Jahrhunderts. Er begründete eine Malerdynastie, die sich besonders mit weiblichen Porträts einen Namen machte. Auch sein jüngerer Bruder Vincenzo und des- sen Neffe Pietro Dandini sind mit herausragenden Ge- mälden vertreten. Aber auch andere große Namen des florentinischen Barock, etwa Mario Balassi, Jacoppo da Empoli, Felice Ficherelli, Francesco Furini, Alessandro Gherardini, Onorio Marinari, Justus Sutermans und Ottavio Vannini sind mit wichtigen Bildern vertreten. Vier polychrome Stuckreliefs von Antonio Monauti (1683-1746), barocke Porträt-Interpretationen der Renaissancegrößen Michelangelo Buonarroti, Niccolò Machiavelli, Marsilio Ficino sowie des Universalgelehr- ten Galileo Galilei, werfen ein besonderes Licht auf die geistesgeschichtliche Entwicklung im Florenz der me- diceischen Großherzöge. Eine Harlekin-Darstellung von Domenico Feretti (1692-1768) bildet ein weiteres beredtes Beispiel dafür, dass die Kunst in Florenz auch nach dem Ende der Renaissance auf höchstem Niveau fortgeführt wurde. Die über 30 Werke der Haukohl Family Collection werden durch einige Gemälde aus den Beständen des MNHA ergänzt. Die Ausstellung zeigt, dass die im Schatten ihrer be- rühmten Vorgänger der Renaissance stehenden Flo- rentiner Künstler des Barock lange zu Unrecht vernach- lässigt wurden. Im Gegensatz zu anderen Zentren wie Rom, Bologna oder Venedig erfreute sich in Florenz die Zeichnung als Grundlage der Malerei weiterhin höchs- ter Wertschätzung. Künstler wie Auftraggeber zogen eine intellektuelle – man könnte sagen vergeistigte – Grundhaltung jeder plakativen Dramatik und Emo- tionalität vor. Viele der Gemälde der Haukohl Family Collection werden zudem in prachtvollen historischen Rahmen aus ihrer Entstehungszeit präsentiert und ent- falten dadurch als „Gesamtkunstwerk“ einen zusätzli- chen Reiz.