21 01 ‘ 2020 museomag DANKSAGUNG Frau Michèle Rob vermittelte dankenswerter- weise nicht nur die Neuerwerbung, sondern ließ das MNHA auch an ihren Erinnerungen an die Erzählungen ihres Vaters teilhaben. Ergänzt durch Archivalien und Fotografien aus Familienbesitz begann der Tisch, seine interessante Geschichte zu offenbaren. Der Archivar des Vitra Design Museums, Herr Matthias Pühl, war so freundlich, die Daten der überlieferten Familientradition anhand der historischen Verkaufskataloge und Verträge zu überprüfen. © éric chenal EINE LEUCHTE AUS ITALIEN Über dem Rob-Tisch hing die Leuchte „Viscontea“, die die Designer Achille (1918-2002) und sein älterer Bruder Pier Giacomo Castiglioni (1913-1968) im Jahr 1960 für die Firma Flos entworfen hatten. Sie ist ein direkter Nachfolger der „Bubble Lamp“, eine ballon- förmige Hängeleuchte mit breit streuender Oberfläche, die George Nelson entworfen und 1952 äußerst erfolg- reich auf den Markt gebracht hatte. Um den Anforde- rungen der Massenproduktion bei minimalen Kosten gerecht zu werden, hatte er ein Drahtgestell ohne Schweißnähte mit einer im Militärbereich entwickelten Kunststoffsprühtechnik überzogen. Die Pendelleuchte Viscontea ist bis heute im Programm der italienischen Leuchtenfirma. Nicht nur beim Tisch selbst verband Rob also tradi- tionelle Schreinerkunst mit modernen Materialen und Formen, sondern auch in der Kombination seiner Schreinerentwürfe mit internationalem Design. Die Fotografie von Kutter belegt, dass er gut zehn Jahre später diesem 1957 formulierten Ideal treu geblieben war. Auch 1977 feierte er noch mit einer kleinen Aus- stellung das 20jährige Jubiläum der Vermarktung von Herman Miller-Möbeln in seinem Luxemburger Möbel- geschäft. Allerdings distanzierte sich Nicolas Rob von allzu kühnen Ideen der erfolgreichen Designer. Während George Nelson der Überzeugung war, dass man zu seiner Zeit keine Antiquitäten mehr herstellen solle, sondern – durchaus positiv gemeint! – nur noch Dinge, die man benutze und dann wegwerfe, fertigte Rob weiterhin edle, sorgfältig gearbeitete Holzmöbel. Wie der Ankauf des Esstisches durch das MNHA Ende 2019 anschaulich belegt, schuf er damit moderne Antiquitäten. Ulrike Degen DESIGN