8 museomag   02 ‘ 2019 
EINMAL CARLSRUHE UND ZURÜCK 
DIE ABENTEUERLICHE REISE EINES KANONENROHRS 
Aus der mächtigen Festung Luxemburg haben sich nur 
drei Kanonen erhalten. Und keine einzige hat auch nur 
einen Schuss auf potentielle Feinde abgegeben! 
Im Gegenteil, ihren letzten Einsatz verdanken diese 
äußerst friedfertigen Exemplare ihrer Art einem außer- 
ordentlich freudigen Ereignis: 121 Salutschüssen zur 
Geburt von Großherzog Jean 1921. Carlsruhe und 1834 
rahmen dekorativ den Zapfen am Ende der bronze- 
nen Kanonenläufe ein, die mit einer Nummer und 
dem Gewicht in Pfund gekennzeichnet sind. Ein Rohr 
wiegt etwas weniger als der erste Fiat 500. 
Kein Schmuck ziert die Geschütze. Nichts weiteres als 
ihre Form geben die Dreipfünder preis. 
Eine Kanone steht in den Kasernen der Luxemburger 
Armee auf dem Herrenberg in Diekirch und eine 
weitere war bis zu den Renovierungsarbeiten in den 
Petrusskasematten aufgestellt. Die Dritte, die im Musée 
Dräi Eechelen zu sehen war, ist jüngst auf die Reise 
geschickt worden. Weitere sechs Exemplare, die in 
der gleichen Form gegossen worden waren und von 
denen die Luxemburger Freiwilligenkompagnie nach 
dem Ende der Festung 1867 fünf übernahm, sind wohl 
wieder eingeschmolzen worden. 
EINE NEUE LAFETTE 
Im beschaulichen Bensheim, das am Rande des 
Speckgürtels von Darmstadt liegt, wird nun nach his- 
torischen Maßstäben eine neue Lafette für das Rohr 
angefertigt. Dieter Ruppert ist Schreiner und auf 
„Spritzenräder, Wagenräder, Lafettenräder, Kanonen- 
räder, Restaurierung alter Kutschen und Schlitten“ und 
das alles in „meisterlicher Handwerkskunst“ speziali- 
siert. Wahrlich einer der letzten seiner Art! 
Die „Schwester“ unserer Kanone, die in den Petruss- 
kasematten stand, vermaß er bereits letztes Jahr müh- 
sam und zimmerte originalgetreu für das Rohr ein 
neues Gestell samt geschwungener Räder. Mit densel- 
ben Maßen arbeitet er nun an der Herstellung einer 
weiteren Lafette für die Kanone aus den Dräi Eechelen, 
die für die neue Ausstellung Et wor emol e Kanonéier – 
L’artillerie au Luxembourg restauriert wird. Sie wurde 
Mitte Februar vom M3E mit einem Spezialtransport 
Die Ausstellung zeichnet die Entwicklung der Artillerie vom ausgehenden Mittelalter bis in die Moderne in Luxemburg nach. 
© 
éric chenal