3 00 ‘ 2016   museomag 
editorial 
sehr geehrte 
leserinnen und leser, 
Hinter uns allen liegt ein ereignisreiches und in vielerlei 
Hinsicht beunruhigendes Jahr. So stehen etwa die 
Anschläge von Paris geradezu sinnbildlich für die 
Anfeindungen, denen sich unsere durch Freiheit, 
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit charakterisierte 
Lebensweise zur Zeit ausgesetzt sieht. Umso wichtiger 
erscheint mir, dass wir uns von den erklärten Feinden 
unserer offenen Gesellschaft nicht verängstigen lassen, 
denn gerade darauf zielt ihr Terror. Indem wir unseren 
persönlichen Freiraum nicht aufgeben, indem wir als 
Bürger aktiv am Gemeinwesen teilnehmen, indem 
wir die vielfältigen kulturellen Angebote nutzen und 
teilen, sagen wir Nein zu Intoleranz, ideologischer 
Verblendung und Hass. 
Museen spielen dabei eine bescheidene 
aber nicht unwichtige Rolle. Schon von ihrer 
Entstehungsgeschichte her stehen sie in engem 
Verhältnis zur europäischen Aufklärung und ihrer 
Zuversicht, dass Wissensvermittlung und Anleitung 
zum selbständigen Denken die probaten Mittel sind 
gegen Aberglaube und Dummheit, dass sie die 
Fundamente legen zu einer auf der Selbstbestimmung 
des Individuums beruhenden Gesellschaft. Indem 
sie unser kulturelles Gedächtnis bewahren und 
weitergeben, indem sie Raum bieten für ästhetische 
Erfahrung und offenen, kontroversen Diskurs leisten 
Museen hierzu einen einzigartigen Beitrag. 
Für das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst 
war 2015 ein Jahr wichtiger Veränderungen. Mit der 
Eröffnung des Wiltheim-Flügels und des Prologs im April 
sowie der neuen Dauerausstellung des Münzkabinetts 
im Dezember konnten wir unser Angebot für die 
Museumsbesucher weiter ausbauen. Sie können nun 
neben den laufenden Sonderausstellungen zwischen 
vier verschiedenen thematischen Rundgängen wählen, 
die durch eine eigens entwickelte Signaletik im Haus 
ausgewiesen und zusätzlich über kostenlos erhältliche 
dreisprachige Miniführer erschlossen sind. Auch der 
am 1. Januar 2015 eingeführte kostenlose Zugang zu 
den Dauerausstellungen zeigt bislang sehr positive 
Auswirkungen. 
  Alle diese Faktoren zusammengenommen und die 
sehr erfolgreiche Sonderausstellung Mumien – Der 
Traum vom Ewigen Leben führten dazu, dass unsere 
Besucherzahlen die mit Abstand besten waren seit der 
Eröffnung des neuen Hauptgebäudes im Jahr 2002 ! 
Dieser Erfolg ist uns natürlich Ansporn, auf dem 
eingeschlagenen Weg der Modernisierung des 
Museums und der Differenzierung unseres Angebotes 
auch im laufenden Jahr weiter fortzuschreiten. Im 
Bereich der Dauerausstellungen wird dabei der Fokus 
auf der neuen Präsentation zur Stadtarchäologie in 
den spätmittelalterlichen Kellern des Wiltheim-Flügels 
liegen. Ihre Eröffnung ist für Ende 2016 geplant. 
Auch was unsere Sonderausstellungen anbetrifft, so 
erwartet Sie, liebe Besucherinnen und Besucher, ein 
abwechslungsreiches Angebot. Hervorheben möchte 
ich an dieser Stelle aus Platzgründen nur das erste 
Projekt der beginnenden Saison, eine monographische 
Werkschau des zeitgenössischen amerikanischen 
Malers Craig Hanna. Seine klassische Formensprache 
auf der Grundlage einer atemberaubenden 
zeichnerischen Begabung und gepaart mit einer 
speziellen Maltechnik weist zahlreiche kunsthistorische 
Bezüge zu unseren eigenen Sammlungen auf und wird 
auch Sie sicherlich in ihren Bann ziehen. 
Meine Mitarbeiter und ich laden Sie jetzt schon 
herzlich zur Ausstellungseröffnung am 3. März 2016 ein. 
michel polfer, 
direktor 
© 
éric chenal