20 Im Zuge der Vorbereitungen für die neue Dauerausstellung der Abteilung „Kunsthandwerk und Volkskunst“ des Natio- nalmuseums, die sich der Wohnkultur und der angewandten Kunst in Luxemburg vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart widmen wird, wurden eine Reihe von Möbeln und anderen Exponaten in den vergangenen Monaten aufwendig restau- riert. Stellvertretend sollen hier die Maßnahmen an einem Vitrinenschrank aus den 1920er-Jahren ausführlicher vorge- stellt werden. HiSToRiSCHER WERT Die Bedeutung dieses Schrankes für das Kunsthandwerk der 1920er-Jahre im Großherzogtum wird schon daran deutlich, dass er 1925 auf der „Exposition internationale des Arts dé- coratifs et industriels modernes“ in Paris zu sehen war. Auf dieser Ausstellung, die der ganzen Epoche ihren Namen gab, präsentierte sich das Großherzogtum unter anderem mit ei- nem aufwendig gestalteten und reich ausgestatteten Esszim- merensemble. Führende Betriebe des Landes waren an der Ausführung beteiligt: „Le mobilier de la salle à manger, en acajou verni, a été composé par M. Curot et exécuté dans les ateliers de M. E. Thill, Limpertsberg ; la cheminée en mar- bre est de M. Jacquemart ; le vitrail de MM. Linster frères, Mondorf ; les glaces bisautées sont de la maison P. Blau ; le service de table et les potiches sortent des ateliers de Villeroy et Boch, Septfontaines ; le chemin de table (dentelles de Venise), les coussins et les potières des 3 pièces ont été com- posés et exécutés par Mme F. Soubre-Hoscheck ; les tapis ont été fournis par M. Wagner-Poncin, d’Esch ; les travaux de tapissier ont été exécutés par M. P. Weisgerber.“ 1 Anlässlich der Ausstellung „Un petit parmi les grands. Le Luxembourg aux Expositions universelles de Londres à Shanghai (1851-2010)“ war das MNHA im Jahr 2010 erst- mals auf ein Foto dieses Esszimmerensembles aufmerksam geworden. Der Verbleib der Möbel war damals jedoch noch unbekannt. Glücklicherweise kam das Museum durch diese Ausstellung mit den Besitzern des Esszimmers in Kontakt und konnte schließlich 2012 mehrere Möbelstücke erwer- ben: neben dem Vitrinenschrank (MNHA 2012-214/001) auch die kleinere Anrichte (MNHA 2012-214/002) und den achteckigen Tisch (MNHA 2012-214/003). Die zugehörigen Stühle sind leider nicht erhalten geblieben. VERWENDETE HöLZER Folgende Holzarten wurden am Vitrinenschrank verarbeitet: Die nach außen sichtbaren Teile des Schrankes bestehen fast ausschließlich aus Mahagoni, das in der Regel als Furnier aufgebracht wurde. Aus optischen Gründen wurde für das Furnier der Türen Mahagoniholz mit gestreift wirkender Maserung gewählt. Dieses ist jedoch nicht für die massiven Konstruktionshölzer der Türen geeignet, die daher aus einer schlichteren Mahagonivariante hergestellt wurden. Ganz ähnlich sind die Seitenwände gearbeitet. Auch hier wurde sowohl für die Rahmenkonstruktion als auch für die Außen- oberfläche Mahagoni verwendet. Die Flächen sind allerdings aus Eichenholz, das im Inneren auch nicht furniert wurde. Die Abdeckplatte des Fußgestells besteht ebenfalls aus Eiche mit einem Mahagonianleimer. Genauso wurden die Einlege- böden angefertigt, die Beine sind hingegen aus massivem Ma- hagoniholz gearbeitet. Die Schubkästen wurden vollständig aus Eiche hergestellt und dann an der Frontseite mit einem Mahagonifurnier belegt. Die kugelartigen Griffe auf einer achteckigen Fläche bestehen aus Mahagoniholz, das schwarz eingefärbt wurde. Nur für die schwarzen Einlegearbeiten der schachbrettartigen Verzierungen, die die achteckigen Fens- ter und Spiegelflächen rahmen und sich an den Standbeinen wiederfinden, wurde Ebenholzfurnier verwendet. Die Rück- seite des Schrankes aus Rahmenhölzern und eingesetzten Paneelen besteht wiederum vollständig aus Eiche. Die Restaurierung eines Vitrinenschrankes aus der Zeit des Art déco Daniel Hensel 1 Vgl. HiRSCH Antoine und WURTH Paul: Le Grand-Duché de Luxembourg à l’Exposition internationale des Arts décoratifs et industriels modernes à Paris 1925, Luxemburg [1925], S. 3.