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Während der Notgrabungen in der gallorömischen Siedlung 
von Mamer-Bertrange (DÖVENER 2011: 109) wurden im 
Juli 2010 und im April 2011 die Reste von zwei außerge- 
wöhnlichen, in Luxemburg bislang einzigartigen Keramikge- 
fäßen gefunden. Es handelt sich dabei um einen mit figür- 
licher (?) Bemalung verzierten, konischen Becher mit zwei 
Henkeln und einen mit sogenanntem Goldglimmerüberzug 
bedeckten Topf mit phallusförmigen 
Ausguß1. 
Da von bei- 
den Stücken nur wenige Fragmente fehlten, konnten sie wie- 
der zusammengefügt und ergänzt 
werden2. 
DER	DOPPELHENKELBECHER	(Abb.	1	–	Abb.	3) 
Der zerscherbte Doppelhenkelbecher lag oberhalb der Brand- 
versturzschicht eines römischen Kellers (Südostbereich von 
Keller 2), die durch ein Schadensfeuer um 250 n. Chr. ent- 
standen 
ist3. 
Der etwas geneigt stehende, konische Becher 
ist 13,1 cm hoch, der maximale Durchmesser seiner Lippe 
beträgt 14,4 cm. Der leicht gewölbte Becherboden ist nur teil- 
weise erhalten. Der Becher faßte – bis knapp unter den Rand 
gefüllt – einst ca. 900 ml 
Flüssigkeit4. 
Das Eigengewicht des 
Bechers liegt aktuell, d.h. im restaurierten, nicht ganz kom- 
pletten Zustand, bei ca. 500 g, so daß er gefüllt also knapp 
1,5 kg gewogen haben wird. Dieses Gewicht allein läßt die 
Anbringung eines zweiten Henkels sinnvoll erscheinen. 
Das Gefäß ist aus blaßrotem, fein geschlämmtem Ton ge- 
macht, in dem keine größeren Magerungspartikel zu erken- 
nen sind. Die Außenwand wurde durch breite, eingedrehte 
Rillen unter dem Henkel, in der Gefäßmitte und oberhalb des 
Bodens untergegliedert. Danach wurden die beiden stabför- 
migen Henkel angebracht; das Glattstreichen ihrer Ansatz- 
stellen hinterließ auf der Oberfläche Tonreste und Fingerab- 
drücke. Anschließend wurde der Becher mit einer dünnen, 
weißlichen Engobe bedeckt. Der ca. 2 cm breite, weißliche 
Rand auf der Innenseite der Lippe legt nahe, daß der Becher 
z.B. mit der Öffnung nach unten in eine Schale voller Engobe 
getaucht worden sein könnte. Die teils senkrechten, teils ho- 
rizontalen Farbnasen unter diesem Rand sowie die Farbsprit- 
zer im Gefäß wären dann durch eine zügige Drehbewegung 
beim Herausnehmen aus der Engobe zu erklären. 
Über die Außenwand des Bechers wurden mit schwung- 
vollem, aber ungleichmäßigem Pinselstrich wellenförmige 
Linien und längliche Kleckse in gelbroter Farbe aufgemalt 
(Abb.	2	und	Abb.	3). Dieses Dekor erinnert an Schlangen oder 
Drachen. Ob diese Assoziation gewollt war und das Gefäß 
eventuell einen kultischen Charakter hatte, kann jedoch nicht 
geklärt werden: zu groß sind die Unterschiede zu „schlan- 
gentragenden“ Krateren, bei welchen die meist plastisch aus- 
geformten Tiere am höchsten Punkt der Kultgefäße bzw. an 
den Henkeln zu finden sind (PFAHL, THIEL 2006/2007: 
44 f.; BRAITHWAITE 2007: 481-487). Sicherlich handelt es 
sich in unserem Fall aber auch nicht um eine „alltägliche“ 
Verzierung. 
Die Form des Mamerer Doppelhenkelbechers ist ungewöhn- 
lich: fußlose, als umgedrehter Kegelstumpf gestaltete Gefäße 
kommen sonst bei Hohlmaßbehältern (Modius) oder bei Bron- 
zeeimern 
vor5. 
Entfernt ähnlich ist ein „zylindrischer Topf 
mit zwei Henkeln“ (Gellep 753), der auf henkellose Sigillata- 
oder auf Metallgefäße zurückgeführt wird (PIRLING, SIE- 
Zwei	außergewöhnliche	Keramikgefäße	aus	dem	Vicus		 
von	Mamer-Bertrange 
Franziska	Dövener 
1 
 Inventarnummer 2009-63/322B und Inventarnummer 2009-63/651. 
2 
 Diese Aufgabe erledigten die MNHA-Restauratoren Dinko Baez und Sonja Roef 
mit Bravour. – Die Fotos der beiden Gefäße stammen von Tom Lucas und Ben 
Muller (beide MNHA); die Zeichnungen fertigte Martina Diederich (Trier) an. 
3 
 Diese Datierung erfolgte nach der Schlußmünze unter der Brandversturzschicht 
(Antoninian des Philippus Arabs, RIC 58). Die jüngste Münze aus der Mauer- 
Versturzschicht bzw. der Planierschicht darüber ist eine numismatisch noch 
nicht genau bestimmte Münze des Gallischen Sonderreichs. Aus dieser Schicht 
(2. Planum) stammt der Doppelhenkelbecher sowie eine noch nicht lokalisier- 
te, „geflammte“ Ware. Im Gegensatz zur übrigen Grabungsfläche fehlen hier 
Münzen der constantinischen Zeit. 
4 
 Das entspräche etwa 20 Cyathi (zu 45,185 ml). Heike Pösche (Köln) half bei der 
Bestimmung des Volumens. 
5 
 Z. B. der konische Bronzeeimer Typus 36 aus Himlingøje (DK), welcher der 
jüngeren Kaiserzeit (Stufe C) zugerechnet wird (EGGERS 1951: 57 und 70 f., 
Taf. 5,36 sowie Karte 18).