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jegliche Darstellungen. Erst die Gestaltung der Luxemburger 
Stände und des Rosengartens in Paris 1925 sind fotografisch 
wieder gut dokumentiert. Während kein einziges Bild von 
Chicago 1933/34 ausfindig gemacht werden konnte, existiert 
von Brüssel 1935 ein professionelles Fotoalbum mit Arbei- 
ten von Bernhard Kutter. Darin sind sowohl die Außen- wie 
die Innengestaltung hervorragend festgehalten. In den da- 
rauf folgenden Jahrzehnten dokumentieren dank technischer 
Fortschritte Fotos und Filme – seit 1958 z. T. auch in Farbe 
– recht umfangreich das Aussehen der unterschiedlichen 
Stände und Pavillons. Nur für New York 1939 war es erst 
nach und nach möglich, wenige Fotos vom fertigen Pavillon 
aus Privatsammlungen zusammenzutragen. Es erschien un- 
seres Wissens weder eine spezifische Begleitpublikation noch 
ein Sammelband mit Ansichten vom Luxemburger Beitrag. 
Die Zeitungsartikel in der Luxemburger Presse waren in der 
Regel mit Fotos illustriert, die noch vor dem Abtransport der 
Kunstwerke in Luxemburg aufgenommen wurden. 
Auf eine ganz andere Problematik stießen wir beim Aufspü- 
ren der Exponate selbst. Von den frühen Ausstellungen sind 
nur wenige Ausstellungsstücke bis heute erhalten geblieben. 
Dies erklärt sich durch die zeitliche Distanz, vor allem aber 
durch die Art der ausgestellten Waren: Arbeiterschuhe, Ta- 
bakwaren, Papierprodukte, kurz Gebrauchsgegenstände. Er- 
halten jedoch ist – wen wundert es? – ein Gemälde von Juan 
Martin, welches Luxemburg neben zwei weiteren Bildern in 
der Kategorie Schöne Künste auf der Weltausstellung in Pa- 
ris im Jahr 1867 vertrat. Wiederum ein Gemälde – von E. 
Mousset – ist auch das einzige Überbleibsel der Weltausstel- 
lung von 1910 in Brüssel (Abb.	3). Von der Pariser Ausstellung 
im Jahre 1889 sind die frühesten Objekte überkommen, die 
nicht der Kategorie Kunst oder Kunsthandwerk zugeordnet 
werden können: die bereits erwähnte Schautafel mit Hufei- 
senmodellen der Firma J. Meyer und eine archäologische 
Karte von Pierre Mathias Siegen (Abb.	3). Von dem in Paris 
1925 ausgestellten Kunsthandwerk sind die Büromöbel bis 
heute in Privatbesitz erhalten (Abb.	 4). Von der Brüsseler 
Ausstellung 1935 sind vor allem drei der spektakulär gro- 
ßen Vasen (Abb.	5), die im Foyer ausgestellt waren, und eine 
Truhe im Art Déco-Stil erhalten. Nach und nach wurde im- 
mer mehr Kunst zur Selbstdarstellung Luxemburgs auf den 
Weltausstellungen bemüht. 1937 wurde der bis heute künst- 
lerisch anspruchvollste Pavillon realisiert. Daher erstaunt es 
auch nicht, dass vor allem aus diesem Jahr eine Vielzahl von 
Kunstwerken in den Bestand des MNHA gelangte (Abb.	 6	 
und	7). Aber auch die bronzene Antilope von G. Trémont, die 
1935 und 1937 vor dem Luxemburger Pavillon stand, oder 
die Skulptur Affranchissement von Lucien Wercollier aus dem 
Jahr 1958 verdanken ihren Erhalt der Tatsache, ein Kunst- 
werk zu sein. Nach wie vor sind es aber die Produktbeispiele, 
ob Stahlträger oder Reifen, deren Verbleib aus offensichtli- 
chen Gründen nicht nachvollzogen werden kann. 
Seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts sind dreidimen- 
sionale Ausstellungsstücke selten oder gar nicht (mehr) vor- 
handen. In den Pavillons von Sevilla, Lissabon und Hannover 
wurde fast ausschließlich auf multimediale Präsentationen 
gesetzt. Diese sind zum Teil noch erhalten und eine wich- 
tige Informationsquelle, wenn es darum geht, die Inhalte der 
Luxemburger Stände nachzuvollziehen (Abb.	9). Lediglich zwei 
der von Guy Hary für Hannover 2000 geschaffenen Skulptu- 
ren sind bis heute bei damaligen Sponsoren vorhanden. Des- 
weiteren konnten wir noch persönlich mit einigen Architek- 
ten, Generalkommissaren und Künstlern sprechen, und so 
erzählte Erinnerungen in unsere Katalog- und Ausstellungs- 
texte miteinfließen lassen. Außerdem konnten einige Gesprä- 
che mit ehemaligen Besuchern dieser Weltausstellungen ge- 
führt werden, die zudem noch Souvenirs oder Fotos in Ehren 
halten. 
Die Architekturen an sich sind nur für einen temporären Ge- 
brauch bestimmt. Jedoch sind die Architekturmodelle der 
Luxemburger Stände in Brüssel 1935 (Abb.	5), Sevilla 1992 
und Lissabon 1998 erhalten und konnten, genau wie die Mi- 
niatur des aktuellen Pavillons in Shanghai, in der Ausstellung 
gezeigt werden. 
Das Buchkapitel Shanghai 2010 und auch die Vitrinengestal- 
tung in dem Ausstellungsraum über eine Weltausstellung, die 
selbst nur knapp 14 Tage vor der Retrospektive im MNHA 
eröffnet wurde, und damit nach der Drucklegung des Katalo- 
ges, blieben bis zum allerletzten Moment veränderlich. Wer- 
den wir noch publizieren können, wie die Gëlle Fra vor dem 
Pavillon bei nächtlicher Beleuchtung aussieht? Sollte es uns 
gelingen, rechtzeitig ein digitales Foto vom fertigen Innen- 
raum per E-mail aus China zu erhalten? 
Die Recherchen waren zeitaufwändig, aber nie langweilig. 
Sie erforderten Ideenreichtum beim Auffinden und Fleiß bei 
der Auswertung der Quellen. Schwierigkeiten gab es nicht 
nur beim mühsamen Entziffern von schwer lesbaren Hand- 
schriften aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, sondern auch 
beim Auftreiben eines Videorekorders für den Dokumen- 
tarfilm über Sevilla 1992. Es galt, aus minutiös verfassten 
Berichten wesentliche Informationen herauszufiltern und 
mündlich überlieferte, teils vage Erinnerungen in den richti- 
gen Kontext zu setzen. Wir mussten uns, was zum Beispiel Se- 
attle 1962 anbetrifft, mit einer kurzen Katalognotiz zufrieden 
geben und bei anderen Weltausstellungen aus Platzgründen 
auf eine Vielzahl von möglichen Ausstellungsstücken oder 
-themen verzichten.