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In den Sammlungen des Luxemburger Nationalmuseums für 
Geschichte und Kunst gibt es eine Reihe von gestalteten Bild- 
modeln aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, welche 
vor allem aus den rezenten Ausgrabungen in Luxemburg- 
Stadt 
stammen.2 
Neben profanen Darstellungen wie Mytho- 
logie oder Heraldik überwiegen bei den dargestellten Bild- 
themen religiöse Szenen. 
Der hier erstmals vorgestellte neue Bildmodel stammt aus der 
Ausgrabung einer kleinen, spätmittelalterlichen bis frühneu- 
zeitlichen Vorstadtsiedlung auf dem Gelände des späteren 
„Mansfeldschlosses“ in 
Luxemburg-Clausen.3 
Diese Sied- 
lung wurde im Vorfeld der Errichtung der Schloßanlage des 
luxemburgischen Gouverneurs Peter Ernst von Mansfeld im 
Verlauf der 1560er Jahre geräumt und geschleift. Auf dem 
Gelände entstand in den folgenden Jahrzehnten die ausge- 
dehnte Palastanlage mit den dazugehörigen 
Gärten.4 
Bei unserem Neufund handelt es sich um eine 
Matrize 5, 
wel- 
che das Negativ für das herzustellende Massenteil bildet. Seit 
der Antike benutzte man zum Anfertigen plastischer Klein- 
bildwerke Positivformen (Patrizen) und Hohlformen (Matri- 
zen). Die Ausformungen aus den Hohlformen dienten zur 
Herstellung von „[…] Figuren, Schmuckkacheln für Zimmeröfen, 
Dekorauflagen für Steinzeuggeschirr, Zierapplikationen aller Art für 
Möbelstücke, Holzkästchen, Spanschachteln, Hausaltärchen, Ker- 
zen und Devotionalien, schließlich Feingebäck, Lebkuchen, Zucker- 
werk und Tafeldekor.“ 6 Zum Ausformen benutzte man neben 
Ton auch mit diversen Bindemitteln versehene Massen wie 
Papier, Kreide oder Reis, ferner auch Wachs, Kuchenteig 
oder 
Marzipan.7 
Das Model aus Clausen ist als langgezogenes Achteck ausge- 
führt. Die Abmessungen betragen 6,9 cm x 6,2 cm x 1,4 cm. 
Die Bildfläche misst 5,7 x 4,6 cm. Das sorgfältig ausgear- 
beitete und z. T. aufwendig hinterschnittene Relief ist bis zu 
6 mm tief. Die untere rechte Ecke ist abgebrochen. Der Ton 
ist von hellroter 
Farbe.8 
Zur Darstellung kommt die sog. Bekehrung des heiligen Hu- 
bertus, dem Patron der 
Jäger.9 
Dieser ist im Vordergrund des Reliefs links der Mittellinie 
abgebildet. Kniend, in Seitenansicht, jedoch ein wenig dem 
Betrachter zugewandt, hat er seine Hände zum Gebet gefal- 
tet. Die gefalteten Hände bilden den Mittelpunkt der gesam- 
ten Darstellung. Der Heilige blickt empor zu einem zwischen 
zwei Felsformationen stehenden Hirsch mit dem Bild des 
Gekreuzigten im Geweih, der am rechten Bildrand in Fron- 
talansicht abgebildet ist. (Abb.	1) 
Obwohl das Relief sehr klein bemessen ist, ist die Darstel- 
lung äußerst detailliert: 
Der Heilige Hubertus trägt Jagdkleidung mit kurzem, in der 
Taille gegürtetem, am Saum geschlitzten Rock sowie engan- 
Saint	Hubert	de	Liège 
Ein	neues	Bildmodel	aus	Luxemburg	–	Clausen	1	 
Matthias	Paulke 
 1 
 Für ihre Unterstützung beim Entstehen dieses Artikels sei Dr. Jean Krier 
(MNHA), ferner dem Konservator des Diözesanarchivs des Erzbistums 
Luxemburg Valentin Wagner sowie Dr. simone Martini, Trier herzlich ge- 
dankt. Besonderer Dank gilt den Restauratoren des MNHA Jean-Marie Elsen 
und Dinko Baez für die gelungene Ausformung des Bildmodels, die sich als 
ausgesprochen schwierig erwies. 
 2 
 Reinert u.a. (1999) 345-347 sowie Bis-Worch (2001). 
 3 
 Das Bildmodel wurde im september 2006 beim Freilegen der die mittelalter- 
liche Vorgängersiedlung erschließenden straße, zwischen den Gebäuden 73 
und 79 gefunden. inv. 2003-022/1022. 
 4 
 zur schlossanlage des Grafen Peter Ernst von Mansfeld, siehe Mousset u.a. 
(2007). 
 5 
 Matrize: „Mutterform“, vom französischen: matrice „Gussform“, eigentlich 
„Gebärmutter“, Plural Matrizen. 
 6 
 seewaldt (1998) 279. 
 7 
 seewaldt (1998) 279-302. 
 8 
 seewaldt (1998), Abb.11: Ein vergleichbares oktogonales Model mit 
der Darstellung der Muttergottes mit Kind befindet sich im Rheinischen 
Landesmuseum in Trier, ein weiteres mit der Darstellung der Heiligen Drei 
Könige im Lobdengaumuseum Ladenburg. 
 9 
 Ferner der Drechsler, Fabrikanten, Gießer, Hersteller mathematischer Geräte, 
Kürschner, Mathematiker, Metzger, Metallarbeiter, optiker, schellenmacher, 
Jagdhunde, gegen Tollwut, Hundebiß und Besessenheit. Hierzu: Jöckle (1995) 
185-186. 
10 
 Eine interessante Parallele in der Darstellung stellt eine heute in der Bibliothèque 
nationale de France aufbewahrte Buchmalerei aus der „Legende des Heiligen 
Hubertus“ dar (BnF, Francais 424, RC-A-95978, Folio 9); s. Abb. 3. 
11 
 Bautz (1990) sp. 1108–1109. 
12 
 Doucet (2006) 168.