53 Empreintes 2010 unvollständig dargestellt, denn er wird von spitz zulaufenden Gewandfalten in der Brustmitte durchbrochen. Der Man- tel tritt als paralleler Faltenstrang unter dem angewinkelten rechten Arm hervor und verläuft mit gedrehter Bauschung in großer Kurve um den Schoß der Göttin. Wieder ansteigend überquert er den linken Oberarm, fällt dahinter als Stoffbahn herab und endet schließlich in einem Zipfel. Die Rückseite der Statue wird von langen, schrägen Mantelfalten bedeckt, die einerseits unter der Aegis beginnen und andererseits in einer unklaren Verbindung zu dem gerade herabfallenden Mantelstoff unter dem linken Arm der Göttin stehen. Es handelt sich um eine Gewandführung, die realiter zu Boden gleiten würde! Auffälligerweise entspricht die Haltung dieser Minerva- Statuette den meisten der in Dalheim gefundenen Darstel- lungen der Göttin. Bis auf eine Ausnahme 17 gilt dies sowohl für Bronzebildnisse 18 als auch für eine Aedicula aus Kalk- stein 19. Daher sei die Vermutung gestattet, daß diese Minerva das wichtigste Kultbild der Göttin in Dalheim widerspiegelt und daß – aufgrund der mit Silber ausgelegten Augen – unser Augapfel einst ein Bestandteil davon gewesen sein könnte.< 17 E. WiLHELM, Bronzes figurés de l’époque romaine, 2e édition, Luxembourg 1975, 10 und 40-41 Kat.-Nr. 11. 18 WiLHELM a.o. 11 und 42 Kat.-Nr. 12. - KRiER, Neue zeugnisse a.o. 60-64 mit Abb. 6. 19 E. WiLHELM, Pierres sculptées et inscriptions de l’époque romaine, Luxembourg 1974, 54 und 110 Kat.-Nr. 341. – sehr ähnlich sind außerdem eine Aedicula (ohne Provenienz) im Rheinischen Landesmuseum Bonn, siehe: H. LEHNER, Die antiken steindenkmäler des Provinzialmuseums Bonn, Bonn 1918, 73 Kat-Nr. 147, und G. BAUCHHENss, Götter im römischen Rheinland, Das Rheinische Landesmuseum Bonn 2003, Heft 1, 9-10 mit Abb. 3, sowie ein kleine Aedicula aus Blei (ohne Fundort und ohne inv.-Nr.) in den sammlungen des MNHA.