104 (Cilurnum) in Britannien 27. Das gilt sogar für die plastische Wiedergabe des Rhenus, also des wichtigsten in der Region präsenten Flusses. Einzige Ausnahme bildet möglicherweise die Statue des Okeanos aus Bandorf bei Remagen, bei der allerdings der Aufstellungskontext nicht bekannt ist. Für die Ausstattung einer Villa wirkt sie fast zu unbeholfen und überdies handelt es sich wegen des Delphins – wie Rainer Vollkommer zeigte – nicht um die Verkörperung eines Flus- ses 28. Größerer Beliebtheit erfreuten sich offenbar die Bilder von Nymphen 29. Vielmehr gehörten Bilder von Flussgöttern in den Provinzen eher in andere Kontexte. Aufschlussreich dafür ist etwa das Bild des Nil, das ein Kollegium der Bäcker in Igabrum bei Cordoba in Spanien aufstellte 30. Offenbar er- innert die Statue an das Land mit den reichen Getreideernten und somit an das Glück der Handwerkszunft. Im Übrigen begegnen Bilder von Flussgöttern in den Nordwestprovinzen häufiger in der Ausstattung von Mithrasheiligtümern 31. Vorerst also bildet das Beispiel in Mersch allein schon von der Größe der Figur des Flussgottes eine Ausnahme. Offen- bar entspricht also im Konzept der Ausstattung die Länge des Wasserbeckens der Gestalt des Flussgottes, so dass insgesamt ein anspruchsvolles Ensemble entstanden ist. Es ist vielleicht kein Zufall, dass zumindest die Skulptur in einer Zeit verfer- tigt wurde, in der offenbar jener Flamen für den Ausbau der Villa gesorgt hat, der später in einem aufwendigem Grabmal in der Umgebung beigesetzt wurde (Abb. 5). Er stammte nach den Überlegungen von Jean Krier und Lothar Schwinden aus dem einheimischen Umfeld 32. Sein Name ist allerdings derzeit nicht bekannt. Er muss aber, nach seiner Karriere zu urteilen, dem Ritterstand angehört haben und besaß damit gewiss auch gute Kontakte zum Zentrum des Reiches nach Italien oder Rom. Was ihn oder ein Mitglied seiner Familie bewogen haben mag, als Schmuck der Villa das Bild des Nil zu wählen, bleibt zwar unbekannt, das Beispiel des Flussgottes Abb. 5 Topographie von Mersch mit dem Standort der römischen Villa „op Mies“ und der Fundstelle der Steinblöcke des Grabdenkmals auf der „Mëchelsplaz“ (© Administration du Cadastre et de la Topographie / MNHA).