102 abgesehen – jeweils dort eingesetzt, wo mehrere Körperfalten oder Schattenlinien zusammentreffen. Folglich werden we- niger bestimmte Schatteneffekte gesucht, wie etwa die An- gabe der Iris bei Figuren in der antoninischen Zeit, sondern dem Auge des Betrachters markante Orientierungspunkte gegeben 17. Körperteile werden dadurch offenbar akzentuiert und gegliedert. Parallelen für diese Art der Arbeit begegnen an verschiedenen Werkstücken des Rheinlandes, etwa an ei- nem Rankenfries aus Köln, der wohl in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts n.Chr. zu datieren ist 18. Dazu passt auch die Gestaltung des angelehnten Kindes. Das Fragment wurde direkt neben dem Becken der römi- schen Villa von Mersch gefunden (Abb. 1, 5). Damit könnte auch der ursprüngliche Zusammenhang gegeben sein. Denn Bilder von Flussgottheiten schmückten im Kontext von Stadthäusern und Villen häufig Kanäle und Wasserbecken. Ein frühes Beispiel bietet das Haus des Loreius Tiburtinus in Pompeji 19. Dort handelt es sich um eine kleinformatige Wiederholung eines solchen Bildes, das eingebettet ist in eine Serie anderer kleinformatiger Bilder mit dionysischer oder naturbezogener Thematik, die alle in den Grünflächen und unter den Pergolen längs eines Kanals ihren Platz fan- den, der das eigentliche Wohngebäude von der Gartenfläche abgrenzte. Paul Zanker hat diese Art der Gestaltung aus dem kleinbürgerlichen Geschmack der Besitzer – meist Freigelas- senen – erklärt, die sich an den Vorbildern der Villenbesitzer orientierten 20. Aus diesen Villen ist das gewiss am besten bekannte Beispiel die Gruppe von Nil und Tiber am Kopfende des künstlich angelegten Teiches am so genannten Kanopus der Villa Ha- driana bei Tivoli. Die Präsenz der Verkörperungen der Flüsse förderte wahrscheinlich zusätzlich die Vorstellung einer Bil- dungslandschaft, also etwa die Erinnerung an den Kanopus oder den Euripus in Ägypten 21. Hinzu kommt die Statue ei- nes Nil aus der Villa des Domitian bei Castel Gandolfo, die aus schwarzem Marmor gearbeitet ist 22. Eine entsprechende Statue hatte schon das Forum des Vespasian geschmückt. Das Bild in der Kaiservilla unterstrich in dieser Hinsicht den Anspruch der Anlage. Personifikationen von Wassergotthei- ten sind in der Ausstattung von Häusern und Villen nicht gerade häufig nachzuweisen 23. So dürften zwar eine ganze Reihe der bekannten Statuen von Flussgöttern einem solchen Ambiente zuzurechnen sein, denn sie besitzen oft nur geringe Abmessungen und sind überdies auch bisweilen in kleinfor- matige Brunnen eingebunden 24, aber ein gesicherter Befund fehlt. Abb. 3 Statue des Nil, Rom, Vatikanische Museen, Braccio Nuovo (© DAI Rom).