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Fragment	einer	Marmorstatue	des	Nil	und	der	ihn	umgeben- 
den	Ellen	(pecheis)	aus	der	römischen	Villa	in	Mersch	 
Henner	von	Hesberg 
Beispiele für Skulpturen aus Marmor sind in den Nordwest- 
provinzen des Imperium Romanum im Vergleich mit Italien 
oder dem Osten des Reiches eher selten 1. Schon in der An- 
tike müssen Werke aus kostbarem Steinmaterial etwas Be- 
sonderes gewesen sein, denn unter gleichen Überlieferungs- 
bedingungen sind Belege für solche Statuen in Italien oder 
anderen Provinzen weitaus häufiger. Dazu reicht ein belie- 
biger Vergleich zwischen Zentren in den beiden Regionen, 
etwa zwischen Verona und Trier oder Turin und Köln, aus. 
Selbst wenn in den Städten an Mosel und Rhein vom Mit- 
telalter bis in die frühe Neuzeit hinein Marmor als Material 
sehr begehrt war, zu Kalk gebrannt oder immer wieder ver- 
wendet wurde, erklärt es nicht allein die Diskrepanz in den 
Beständen der jeweiligen Städte und ihres Umfeldes, denn 
das Gleiche galt auch für Italien. Es fehlt in den Nordwest- 
provinzen aber auch die Präsenz ganzer Gattungen, etwa der 
Urnen, Grabaltäre oder auch weitgehend der Sarkophage aus 
Marmor. Etwas anders sieht es allerdings für kleinformatige 
Ausstattungs stücke aus Marmor oder auch Inkrustationen 
aus Marmor aus 2. 
Für eine Geschichte des Ausstattungsluxus in den Nordwest- 
provinzen ist also jedes noch so kleine Fragment von Be- 
deutung, denn es besitzt nicht nur einen statistischen Wert, 
sondern zeigt vor allem, welche Motive innerhalb der Skulp- 
turen aus Marmor besonders beliebt waren. Es wäre in einem 
weiteren Schritt aufschlussreich zu prüfen, ob sich zwischen 
Material und Wahl der Themen bestimmte Relationen erge- 
ben. So hat es den Anschein, dass für einzelne Motive, wie 
etwa kleinformatige Statuen der Venus oder auch Bilder des 
Dionysos und seines Thiasos, häufiger Marmor gewählt wur- 
de. Andererseits fällt auf, dass es nur vergleichsweise wenige 
Porträts aus Marmor gibt 3. 
Auf dem Areal der römischen Villa von Mersch-„op Mies“ 
(Abb.	1) wurde 1966 im Aushub an der Ostseite des mit 75,5 m 
(260 römische Fuß) Länge ungewöhnlich großen Wasser- 
beckens das Fragment eines Marmorbildwerks gefunden 4, das 
sich in seiner Thematik nicht gleich verstehen lässt (Abb. 2). 
An dem Fragment 
5 
sind mit Sicherheit zwei männliche Kin- 
der zu erkennen. Davon steht der eine Knabe (Abb.	2	a) auf- 
recht mit übergeschlagenen Beinen, von denen das rechte 
sich als Stand- und das linke als Spielbein verstehen lässt, und 
ähnelt in der Haltung ungefähr dem angelehnten Satyr des 
Praxiteles 6. Seinen linken Arm legt er hinter die Hüfte. Von 
 1 
 Jean KRIER machte mich auf das Fragment aufmerksam und ihm dan- 
ke ich überdies für eine Fülle von Hinweisen zum Grabungsplatz und zur 
Bibliographie. Die Photos Abb. 2 werden Tom LUCAS verdankt, der auch die 
übrigen Abbildungsvorlagen nachbearbeitete. 
 2 
 G. FISCHER (Hrsg.), Antiker Marmorluxus von Rom bis zum Rhein, Ausstellung 
Universitäts- und Stadtbibliothek Köln 1994 (Köln 1994) 91-109. 
 3 
 D. SALZMANN, Antike Porträts im Römisch-Germanischen Museum in Köln, 
KölnJb 23, 1990, 131-220, besonders 140-141 (zur Herkunft der Porträts). 
 4 
 Nach freundlicher Auskunft von Herrn und Frau Robert WEyRICH-FISCHBACH, 
Mersch, wurde das Fragment damals von dem Merscher Schüler Guy 
ELCHERoTH auf einem Abraumhügel an der ostseite des Wasserbeckens ge- 
funden und den Museumsmitarbeitern übergeben. 
 5 
 MNHA Inv.Nr. 1269. Großkristalliner (kleinasiatischer ?) Marmor. Maße: 
B. 8,2 cm, T. 6,5 cm, H. 11 cm. G. THILL, Nouvelles découvertes autour d‘une 
villa romaine à Mersch (lieu-dit „op Mies“), Hémecht 19, 1967, 477-484; 
E. WILHELM, Pierres sculptées et inscriptions de l‘époque romaine, Musée 
d‘Histoire et d‘Art, (Luxemburg 1974) 64 Nr. 406. Zur Villa von Mersch zuletzt: 
G. KREMER, Der Grabbau eines flamen aus Mersch, in: E. WALDE, B. KAINRATH 
(Hrsg.), Die Selbstdarstellung der römischen Gesellschaft in den Provinzen im 
Spiegel der Steindenkmäler, Akten des IX. internationalen Kolloquiums über 
Probleme des provinzialrömischen Kunstschaffens, Innsbruck 2005, Ikarus 2 
(Innsbruck 2007) 143-144 (mit ausführlicher Bibliographie zur Villa), Abb. 1. 
 6 
 J.-L. MARTINEZ, Les satyrs de Praxitèle, in: A. PASqUIER, J.-L. MARTINEZ 
(Hrsg.), Praxitèle, Ausstellung im Musée du Louvre Paris (Paris 2007) 237-267 
Kat.Nr. 60–63 Abb. 142-170. 
 7 
 A. ADRIANI, Repertorio d’arte dell’Egitto greco-romano II (Palermo 1961) 59- 
60 Nr. 204 Taf. 96, 316, 318; LIMC IV 1 (1988) 121 Nr. 9 s.v. Euthenia (M.-o. 
JENTEL). 
 8 
 W. AMELUNG, Die Skulpturen des Vatikanischen Museums I 3 (Berlin 1903) 
314–321 Nr. 6, 13 Taf. 31–32 ; B. ANDREAE (Hrsg.), Bildkatalog der Skulpturen 
des Vatikanischen Museums I 2 (Berlin–New york 1995) Taf. 778-783; zuletzt: 
K. SCHADE, Ein Paragone - zur Idealplastik der Kaiserzeit, JdI 122, 2007, 185- 
186 Abb. 3-4. 
 9 
 S. KLEMENTA, Gelagerte Flussgötter des Späthellenismus und der römischen 
Kaiserzeit (Köln–Weimar–Wien 1993) 48-51; LIMC VII 1 (Zürich–München 
1994) 212-214 s.v. Pecheis (M.-o. JENTEL). 
10 
 HELBIG 
I4 
(1963) 338-339 Nr. 440 (W. FUCHS); KLEMENTA a.o. (Anm. 8) 
24-29 Nr. A 14 Taf. 11; K. LEMBKE, Das Iseum Campense in Rom, Archäologie 
und Geschichte 3 (Heidelberg 1994) 214-216 Nr. 1. Taf. 19-22.